Jungspinnen der gruppenlebenden Krabbenspinne Diaea ergandros laben such im Labor gemeinsam an einer Fliege.

Foto: Jasmin Ruch

Eine internationale Wissenschaftergruppe hat entdeckt, dass eine enge Verwandtschaft bei Jungspinnen zu einer Verminderung von Konflikten führt. Daraus folgt, dass die Überlebenswahrscheinlichkeit von Geschwistern höher ist als die von nicht mit einander verwandten Nachkommen.

Während die meisten Spinnen Einzelgänger sind, leben einige wenige Arten in sozialen Gruppen, in denen sich die Weibchen um ihre Nachkommen kümmern. In der Regel sind die Mitglieder dieser Spinnengruppen miteinander verwandt, doch bei manchen Arten, wie z. B. der australischen Krabbenspinne, versorgen die Weibchen nicht nur ihre eigenen Nachkommen, sondern sogar einwandernde Jungspinnen aus benachbarten Nestern.

Die Wissenschafter der Universität Hamburg und der Macquarie University in Australien wollten zum einen wissen, ob durch die einwandernden Jungspinnen die Gruppendynamik zwischen den Weibchen und den Nachkommen beeinflusst wird. Und zum anderen, ob entstehende Konflikte eher zwischen Weibchen und Nachkommen oder eher innerhalb der Nachkommenschaft ausgetragen werden.

Um diese Fragen zu beantworten, veränderten die Forscher in einem Experiment gezielt das Verhältnis zwischen Weibchen und eigenen bzw. fremden Nachkommen, d. h. aus Sicht der Mutter-Spinne wurde schrittweise der Anteil der fremden Nachkommen erhöht. Gleichzeitig wurden aus der Perspektive der Nachkommen die Verwandtschaftsverhältnisse verändert, sodass vier Gruppenzusammensetzungen mit jeweils unterschiedlichem Anteil an eigenem und fremden Nachkommen verglichen werden konnten.

Weniger Konflikte unter Geschwistern

Im Ergebnis zeigte sich, dass die Geschwistergruppen tatsächlich besser wuchsen als gemischte Gruppen aus miteinander verwandten und fremden Jungspinnen – und zwar unabhängig davon, ob sie von der eigenen oder einer Ziehmutter versorgt wurden. Konflikte werden also eher innerhalb der Nachkommenschaft ausgetragen als zwischen Mutter-Spinne und Nachwuchs. Dabei sind Geschwister gegenüber nicht mit einander verwandten Jungspinnen klar im Vorteil: Die enge Verwandtschaft von Geschwistern führt zu einer Verminderung von Konflikten und erhöht dadurch ihre Überlebenswahrscheinlichkeit.

Dennoch spielen die Weibchen eine wichtige Rolle. Auch wenn sie keine Nachkommen gezielt bevorzugten, konnten sie entweder mehr Nahrung oder weniger Nahrung für sich selbst beanspruchen: Weibchen mit einer gemischten Nachkommenschaft nahmen im Laufe des Experiments an Masse zu, was darauf hinweist, dass sie mehr Nahrung für sich behielten.

Informationen für die Weibchen

Entgegen der Erwartung der Wissenschafter teilten Weibchen die Nahrung auch mit nicht-verwandten Nachkommen, solange die Nachkommen untereinander verwandt waren. Dazu die Biologin Jasmin Ruch, die das Experiment im Rahmen des Joint PhD Programms der Universität Hamburg und der Macquarie Universität durchgeführt hat: "In diesem Verhalten sehen wir Hinweise darauf, dass die Gruppendynamik bzw. die Konfliktdichte der Nachkommenschaft als ein Signal für die Weibchen dienen könnte, anhand dessen sie entscheiden, ob sie mehr in das Füttern der Nachkommen oder mehr in die eigene Nahrungsaufnahme investieren – unabhängig davon, ob es eigene oder fremde Nachkommen sind." (red, derStandard.at, 11.2.2014)