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"Auf Wiedersehen" wird Kika/Leiner wohl bald zu hunderten Mitarbeitern sagen. Das Unternehmen bereitet massive Einschnitte vor. Auch Filialen sollen geschlossen werden.

Foto: APA/Fohringer

Wien - Bei Kika/Leiner stehen harte personelle Einschnitte bevor. Wie DER STANDARD aus Konzernkreisen erfuhr, sollen allein im Vertrieb rund 200 Arbeitsplätze gestrichen werden. Gerungen wird derzeit um die Jobs in der Zentrale - wie viele Stellen in der Verwaltung wegfallen, ist derzeit noch offen. Bei einer Betriebsversammlung, die am Dienstag wegen einer Betriebsratswahl stattgefunden hat, war auch die "Prüfung von Synergien", wie es offiziell heißt, zur Sprache gekommen. "Es herrscht ein Klima der Angst und Panik", sagt Barbara Teiber von der Privatangestelltengewerkschaft.

Paul Koch, der nach dem Verkauf an die Steinhoff-Gruppe Geschäftsführer bleiben sollte, hat mittlerweile operativ kaum mehr Entscheidungsgewalt. Intern wurde bereits vor Wochen kommuniziert, dass er den Chefsessel verlassen wird. Einen genauen Zeitplan dafür gibt es aber noch keinen. Koch erfährt damit ein ähnliches Schicksal wie der Nachfolger des Baumärkte-Imperiums Baumax, Martin Essl. Kochs Agenden hat Hermann Wieser, zuvor im Management beim Erzrivalen Lutz tätig, übernommen.

Filialschließung

Dem Vernehmen nach wird Kika/Leiner auch etliche Filialen schließen. Auf dem Prüfstand stehen vor allem Leiner-Häuser in den Bundesländern. Einige unter ihnen sollen mittelfristig auf die Vertriebslinie Kika umgebaut werden. Leiner wird überwiegend auf den urbanen Bereich konzentriert. Steinhoff ist international vor allem im Diskontbereich stark. Entsprechend preisaggressiv soll auch ihre Österreich-Tochter ausgerichtet werden. Im Juni soll die neue Kampagne starten, die Werbebudgets werden dafür erhöht.

Vorerst gab es keine Stellungnahme vom Unternehmen.

Die Verantwortung für drei Osteuropa-Töchter hat die Österreich-Zentrale bereits an die Südafrikaner abgegeben. Sie steuern über ihre Regionalgesellschaften die Kika-Standorte in Ungarn, Kroatien und Serbien. Nur Tschechien und die Slowakei laufen vorerst noch über Österreich. Anders als Kika hielt sich Leiner lange in der Gewinnzone. Dass das Unternehmen zuletzt ebenso in die Verlustzone gerutscht ist, liegt überwiegend an den hohen Investitionen in Neu- und Umbauten in Graz, Krems und Innsbruck.

Harter Preiskampf

Ins Visier der Bundeswettbewerbsbehörde gerät Kika/Leiner mit Rabattforderungen an seine Lieferanten nicht zum ersten Mal, der Standard berichtete. Schon vor Jahren pochte der Konzern in Briefen an seine Geschäftspartner auf Preisnachlässe. Die Empörung war groß, zumal die Rabatte nachträglich erboten wurden. Der Konzern gab sich reumütig und schwor Besserung. Hinter den Kulissen ist die Praxis im Handel freilich nach wie vor gängige Praxis. Dass sich auch Konkurrent Lutz dieses Instrumentes bedient, überrascht in der Branche keinen. Zumal es seit kurzem engere Bande zu Leiner/Kika gibt, als es nach außen hin scheint.

Die Brüder Seifert, Eigentümer von Lutz, haben sich privat im Jänner abseits der Medienöffentlichkeit zur Hälfte an der deutschen Möbelkette Poco beteiligt. Sie zählt laut eigenen Angaben mit rund 100 Filialen, 7000 Mitarbeitern und 1,2 Mrd. Euro Umsatz zu den größten deutschen Einrichtungsdiskontern. Der andere Hälfte-Eigentümer ist Leiner/Kika-Investor Steinhoff. Marktkenner sehen darin eine brisante Kombination. Das deutsche Kartellamt ist bisher aber noch nicht hellhörig geworden. (red, DER STANDARD, 12.2.2014)