Wladimir Putin im "Austria Tirol Haus".

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Karl Schranz' Lachen, so breit wie einst die UdSSR, hat den Olympiagastgeber nicht überrascht, als er den alten Freund im "Austria Tirol Haus" herzte. Dass der Karli eine Heiterkeitslawine war, wusste Wladimir Putin. Es dauerte jedoch nicht lange, und Putin hatte das irritierende Gefühl, den Beruf verfehlt zu haben – hätte er Kabarettist werden sollen?

Es war gespenstisch: Hob er die Augenbrauen, lachten alle. Sagte er nur "Grüß Gott!", krümmte sich alles vor Erheiterung, wie einst bei Leonid Breschnew, so der seine trägen Anekdoten erzählte. Dass man ihm zujubeln würde, nachdem er das Mikro ergriffen hatte, um zu beglückwünschen ("Liebe Freunde, ich gratuliere zu Gold!") – das hatte er erwartet.

Hier jedoch, im Österreich-Haus, dessen Einladung er angenommen hatte, um sich einen Staatsbesuch zu ersparen, geriet ihm alles zur Pointe. Putin wusste gar nicht, dass er so unterhaltsam war. Nicht auszudenken, hätte er Witze erzählt, dachte Putin. Man hätte die ersten Verletzten dieser Olympiade wegen Bauchmuskelzerrungen behandeln müssen.

Putin ließ es nicht zum Äußersten kommen, der ORF war ja dabei. Er blieb gelassen, als einziger. Als man für ihn sang, trällerte er höflich mit; Umarmungen ertrug er geduldig. Jenes "Bravo!", das einem Entfesselten entschlüpfte, nachdem Putin im Interview gemeint hatte, seine "Kritiker müssen hier dabei sein, sich wohlfühlen", überraschte ihn dann doch.

Putin konnte nicht anders. Er hoffte, dies heitere Land würde weitere Medaillen sammeln. Er würde dann wiederkommen ins Haus der Sympathie, aber mit Wiktor Janukowitsch, den Präsidenten der Ukraine. Der brauchte aufmunternde Ovationen noch viel dringender. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 11.2.2014)