Bild nicht mehr verfügbar.

Iouri Podladtchikov steht bei den Winter X Games in Aspen Kopf.

Foto: ap/ciaglo

Das Streben gen Himmel hat Iouri Podladtchikov quasi in die Wiege gelegt bekommen. Benannt wurde der in Moskau geborene Schweizer vor etwas mehr als 25 Jahren nach dem sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin. Mit dem Helden der Sowjetunion vereinen ihn der Wunsch nach immer neuen Höhen, aber nur auf dem Snowboard in der Halfpipe, und der dauernde Wettstreit mit den US-Amerikanern. Bei "iPod", wie der Züricher Podladtchikov genannt wird, ist das vor allem Superstar Shaun White. "Vor vier Jahren habe ich gesagt, ich wolle Shaun schlagen. Heute sage ich, ich könne", versicherte er in der Neuen Züricher. "Ich würde das nicht sagen, wenn ich mich dafür anlügen müsste. Sonst würde ich mich verirren im Dickicht zwischen Druck und Unvermögen."

Für sein großes Ziel, dem 27-jährigen Kalifornier heute das Gold zu entwinden, hat sich der Doppelweltmeister intensiv vorbereitet. In einer Industriehalle trainiert er auf einem Trampolin und einer Skateboard-Halfpipe seine Athletik für die Tricks. So erfolgreich, dass er im vergangenen März sogar den großen Innovator White verblüffte. Bei den X-Games in Tignes präsentierte er den selbst benannten "Yolo", einen Cab Double Cork 1440, bei dem Podladtchikov einen rückwärts angefahrenen Doppelsalto mit einer vierfachen Schraube kombinierte. White zeigte sich "beeindruckt" und angespornt, den Trick auch zu lernen - in der Halfpipe ist der Versuch des Kopierens ein großes Kompliment.

"Yolo", als Kurzform für "You only live once" so etwas wie das Carpe Diem der Podladtchikov'schen Generation, ist Programm. Alles andere als die Goldene, also der Triumph über White, käme einer Niederlage gleich: "Ein dritter Platz wäre für mich wie der vierte letztes Mal." Das letzte Mal, das waren die Winterspiele in Vancouver. Den Sieg holte sich damals, wie schon 2006 in Turin, der große Konkurrent.

Und für diesen möglichen Triumph blendet Podladtchikov auch alle olympischen Umstände aus, was ihm als Sohn russischer Emigranten nicht leichtfällt. "Ihr könnt euch noch so sehr mit der Politik beschäftigen, ich beschäftige mich gerade mit etwas anderem", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Der Quergeist hat schon eine klare Meinung zum Land seiner Vorfahren, dessen Anti-Homosexuellen-Gesetz und den Diskussionen um die Spiele selbst. Er wolle sich nur nicht vom Sportlichen ablenken: "In der Schweiz mag das funktionieren. In Russland hältst du lieber das Maul. Und wenn du etwas sagst, dann musst du bereit sein. Das bin ich auf jeden Fall nicht." (sid, lü - DER STANDARD, 11.2. 2014)