Im "Victorious Fatherland Liberation War Museum" in Pyongyang fotografierte Luca Faccio 2006.

Foto: Luca Faccio

Geometrisch choreografierte Aufmärsche uniformierter Massen; überdimensionale Statuen, die einen für kindlich-rein gehaltenen Übervater darstellen: In solchen Bildern inszeniert sich Nordkorea auch noch unter Kim Jong Un, und von westlichen Medien werden sie gerne verbreitet. Über allzu propagandagemäße Bilder wollte der Wiener Fotograf Luca Faccio auf seinen, zwischen 2005 und 2012 unternommenen fünf Koreareisen hinauskommen. Wie allen ausländischen Journalisten stellte man ihm Begleitpersonen zur Seite, die jeden seiner Schritte überwachten. Durch Verhandlungen und Geduld gelang es ihm jedoch, einer übermächtigen Ideologie der Inszenierung neue Blicke auf das Land abzuringen. Er konnte alltägliche Szenen oder Porträts fotografieren, in Kaffeehäusern, Wohnungen oder auf der Straße.

Für seine Ausstellung Common Ground im Wiener Künstlerhaus hat Faccio nun seine Nordkorea-Fotos mit Eindrücken aus Südkorea in Beziehung gebracht. Ziel ist, die Verbindungslinien der seit 1953 getrennten Koreas sichtbar werden zu lassen. Eines zeigt Jugendliche, die – anscheinend spielerisch – Posen von Denkmälern nachahmen. Ob das Foto in Seoul oder Pjöngjang aufgenommen wurde, wird dabei nicht sofort verraten. Aufschluss gibt das Buch zur Ausstellung. Unverortbare Fotos sind besonders reizvoll.

Faccio will nicht urteilen. Wenn er bisweilen den nordkoreanischen Führerkult mit der Verehrung kapitalistischer Marken in Südkorea gegenüberstellt, erschwert er dem Betrachter aber Schwarz-Weiß-Malerei.

Besondere Aufmerksamkeit sollte man den Augen der Dargestellten widmen. Hinsichtlich Zensur habe er nie besondere Risiken eingehen müssen, erklärte Faccio dem ­Standard , denn: „Die Augen der Menschen sprechen für sich." (Roman Gerold, DER STANDARD, 11.2.2014)