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In Zukunft will man beim ADAC vorsichtiger sein.

Foto: reuters/rehle

Berlin - Demnächst könnte es in der Vorstandsetage des ADAC eng werden - im doppelten Sinne. Möglicherweise trudeln dort per Post ein paar Trophäen in Form eines "Gelben Engels" ein. Namhafte deutsche Autobauer drohen mit der Rückgabe der ADAC-Preise, sollte sich ein besonders brisanter Vorwurf bestätigen.

Laut Recherchen der Süddeutschen Zeitung (SZ) hat der ADAC doch im größeren Stil bei der Wahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" getrickst. Vor 14 Tagen hatte der ADAC schon eingeräumt, die Teilnehmerzahlen manipuliert zu haben, um so vorzutäuschen, dass an der Wahl sehr viele Autofahrer und Mitglieder teilgenommen haben. Doch es könnte sein, dass auch die Rangfolge verändert worden ist. Das behauptet die SZ, die aus internen Unterlagen zitiert.

Drei größte Autobauer

Diesen zufolge landete bei der Publikumsabstimmung zum "Gelben Engel" 2014 kein 5er BMW unter den ersten fünf Gewinnern. Das Modell rangierte stattdessen auf dem siebenten Platz. In der offiziellen Pressemitteilung des ADAC ist dieser BMW dann aber auf Platz fünf zu finden gewesen.

Das eigentlich fünftplatzierte VW-Modell Tiguan sei dafür nicht erwähnt worden. Sieger ist der VW Golf geworden. Nach der Veränderung der Reihenfolge ist neben VW und Mercedes also auch BMW vertreten gewesen, also ganz zufällig die drei größten deutschen Autohersteller.

"Für BMW sind die Preise nur dann von Bedeutung, wenn sie unabhängig und transparent ermittelt wurden", sagt ein BMW-Sprecher. VW und Mercedes haben sich bereits ähnlich geäußert. ADAC-Präsident Peter Meyer kann zurzeit noch keine Entwarnung geben. "Meine Zweifel sind gewachsen", sagt er in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) und äußert Verständnis für den Unmut der Autobauer.

Hubschrauber kein Transportmittel mehr

Klarheit soll heute oder morgen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte schaffen, die vom ADAC mit der Überprüfung der Preisvergaben seit dem Jahr 2005 beauftragt worden war.

Klubpräsident Meyer und sein aus Oberösterreich stammender Geschäftsführer Karl Obermair halten zwar an ihren Posten fest, haben dem ADAC aber ein paar neue Regeln verordnet. So wird eine Internetseite freigeschaltet, auf der Missstände anonym gemeldet werden können. Zudem dürfen ADAC-Hubschrauber nur noch für Rettungsflüge genutzt werden und sind für das Führungspersonal als Transportmittel künftig tabu.

Kein Bonus für Batterien

Eine weitere Änderung: ADAC-Pannenhelfer bekommen keinen Bonus mehr, wenn sie vor Ort bei einer Panne eine Batterie austauschen. Recherchen von Medien hatten den Verdacht nahegelegt, dass oft Batterien bei einem Einsatz ausgetauscht werden, obwohl die alten gar nicht kaputt sind. Denn der ADAC lässt von der Firma Varta eigene Batterien für die Pannenhilfe produzieren.

"Angesichts der Vorwürfe sind wir überzeugt, dass der ADAC eine Zäsur braucht und sich neu ausrichten muss", sagt Meyer. Daher soll die international tätige Wirtschaftsprüfungskanzlei Freshfields die internen Strukturen unter die Lupe nehmen. Geplant ist auch die Einführung eines Antikorruptionssystems.

Geprüft wird aber auch von anderen. Das Amtsgericht München nimmt derzeit den Vereinsstatus des ADAC (19 Millionen Mitglieder) unter die Lupe. Sollte dem Automobilklub dieser aberkannt werden, dann muss er deutlich mehr Steuern zahlen. Die Skandale haben den ADAC auch viele Mitglieder gekostet: Seit Bekanntwerden sind rund 15.000 aus dem Verein ausgetreten. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 10.2.2014)