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Mäßig beliebt: Iñaki Urdangarín und Cristina de Borbón.

Foto: AP/David Ramos

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Infantin Cristina auf dem Weg zum Gerichtssaal

Foto: REUTERS/Paul Hanna

Palma de Mallorca / Madrid - Die Vorwürfe, zu denen die jüngste Tochter von Spaniens König Juan Carlos am Samstag vor dem Gericht in Palma de Mallorca Stellung nehmen musste, wiegen schwer. Der Infantin Cristina de Borbón werden Geldwäsche und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Mit der Nummer sieben in der Thronfolge steht erstmals ein direktes Mitglied der Königsfamilie vor Gericht. Vor dem Gerichtsaal demonstrierten hunderte Menschen mit der Fahne der spanischen Republik.

In sechseinhalb Stunden stellte Ermittlungsrichter José Castro der 48-jährigen Politikwissenschafterin und Angestellten im katalanischen Bankhaus Caixa 400 Fragen und bekam immer wieder die gleichen Antworten: Sie liebe ihren Mann, den ehemaligen Handballprofi Iñaki Urdangarín, und vertraue ihm "voll und ganz". Deshalb unterschreibe sie ungeprüft "alles, was er vorlegt". Von seinen korrupten Geschäften habe sie nichts geahnt.

Richter Castro legte Dutzende von Rechnungen des Unternehmens Aizoon vor. Dieses gehört jeweils zur Hälfte der Infantin und ihrem Ehemann. Es soll das letzte Glied in einem ausgetüftelten Netzwerk gewesen sein, mit dem veruntreute Gelder in die Familienkasse flossen.

Falsche Rechnungen

Aizoon bezahlte Tanzkurse, Umbauarbeiten in der Wohnung, Geburtstagsfeste, Möbel, aber auch Handyrechnungen und Parktickets. Ein Teil der Rechnungen ist falsch. Auch die Infantin erhielt wöchentliche Zuwendungen von Aizoon.

Das Geld soll aus den sechs Millionen Euro stammen, die Urdangarín und ein Geschäftspartner mit ihrem gemeinnützigen "Instituto Noos" verdient haben. Dank guter Beziehungen erhielten sie von den konservativen Regionalregierungen in Valencia und auf den Balearen völlig überteuerte Berateraufträge bei Sport- und Marketingevents. Die Infantin saß im Noos-Vorstand, und die Finanzen führte ihr Privatsekretär.

Die Strategie der Verteidiger Cristinas - unter ihnen einer der Väter der spanischen Verfassung - scheint klar: Alle Schuld liegt einzig und allein bei Urdangarín, für den die Staatsanwaltschaft wohl zwölf Jahre Haft fordern wird.

"Ohne die Infantin gäbe es diesen Film gar nicht. Sie ist nicht irgendjemand in diesem Geflecht. Sie ist die Ursache", spricht einer der Nebenklägeranwälte aus, wovon viele in Spanien überzeugt sind: Ohne die Beziehungen zum Königshaus hätte das System Noos nie funktioniert. Bei jüngsten Umfragen unterstützten erstmals weniger als 50 Prozent die Monarchie als Staatsform. (Reiner Wandler, DER STANDARD, 10.2.2014)