Mit einem beträchtlichen Aufwand wird jetzt um die Stimmen von theoretisch 50.000 Bewohnern der Wiener Bezirke 6 und 7 gekämpft. Wirklich abstimmen werden wahrscheinlich um einiges weniger Menschen. Viel Aufwand für die Gestaltung einer Fußgängerzone, die ja nur auf einem kurzen Teilstück eine echte Fußgängerzone und im weitaus größeren Rest eine "Begegnungszone" ist.

Es ist einerseits ein Prestigeprojekt der Wiener Grünen, in das sie sich wild verbissen (es aber denkbar schlecht vorbereitet) haben, andererseits ist (Auto-)Verkehrsberuhigung ein begrüßenswertes Ziel in einer Großstadt. Ob das eigentliche Ziel - eine "Flaniermeile" zu schaffen, auf der auch wirklich jemand flaniert - erreicht werden kann, ist fraglich. Die Mariahilfer Straße ist eine Geschäftsstraße, der die Qualitäten der Fußgängerzone Kärntner Straße - geringere Breite, viel Gastronomie - (noch?) fehlen.

Ob das Projekt ein wirklicher Erfolg wird, wenn alle wichtigen Voraussetzungen erfüllt sind, ist keineswegs gesichert. Ob die Nachteile für andere das wert sind, auch nicht. Dennoch sollte man als Betroffener darüber abstimmen, wie die wirkliche eigene Überzeugung ist - nicht danach, ob man die Grünen und Frau Vassilakou jetzt mag oder ob man der "Auto-und Geschäftsleute-Lobby" einen mächtigen Hieb versetzen will.

Es geht um die Benutzung der Stadt und um das halbwegs verträgliche Zusammenleben auf engem Raum. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 8.2.2014)