Immer mehr junge Menschen scheitern am Übergang von der Kindheit zum verantwortungsvollen, unabhängigen Erwachsenenleben. Aktuelle Statistiken belegen, dass die Zahl der "Nesthocker" in den vergangenen Jahrzehnten in den Industrieländern dramatisch angestiegen ist. Vor allem Männer nutzen gern das Hotel "Mama", ergab beispielsweise eine heimische Studie im Vorjahr: 54 Prozent der berufstätigen Österreicher ziehen es demnach vor, noch bei ihren Eltern zu wohnen. Bei den Österreicherinnen sind es im Vergleich dazu 40 Prozent.

Forscher vom International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) in Laxenburg haben sich nun die möglichen Gründe für diesen Trend genauer angesehen. Gemeinsam mit Kollegen hat der norwegische Sozialwissenschafter Vegard Skirbekk dem Problem auch einen Namen gegeben: "Young Adult Failure to Thrive Syndrome", also frei übersetzt ist damit das Scheitern junger Erwachsener an der Selbstverwirklichung gemeint.

In der Vergangenheit hat man das Phänomen in unterschiedlichen Ländern an die jeweiligen wirtschaftlichen Bedingungen gekoppelt. Die Forscher geben in ihrer im "Finnish Yearbook of Population Research" veröffentlichten Studie dagegen globalen ökonomischen und demografischen Veränderungen seit den 1980er Jahren die Schuld.

Drei Hauptursachen

Drei Hauptursachen konnten die Sozialwissenschafter isolieren: Die durch die zunehmende Globalisierung mobileren Berufstätigen stellen bei qualifizierten Tätigkeiten eine wachsende Konkurrenz dar. Zudem habe sich laut Skirbekk die Ausbildungssituation wesentlich verbessert, wodurch mehr Menschen für qualifizierte Positionen zur Verfügung stehen. Und schließlich hätte sich der Frauenanteil maßgeblich erhöht gegenüber vergangenen Jahrzehnten.

In Kombination bedeute dies insbesondere für junge Erwachsene mit nur wenig Praxis-Erfahrung mehr Wettbewerb, bei dem es entsprechend viele Verlierer gäbe, meinen die Forscher. "Die Veränderungen bedeuten, dass selbst bei immer besseren gesamtwirtschaftlichen Bedingungen junge Menschen vielfach schlechter dran sind, als noch vor zwanzig Jahren", meint Warren Sanderson, Co-Autor der Studie. Langfristig könnte sich dies nach Ansicht der Wissenschafter auch auf die demografische Situation auswirken. Viele Familiengründungen würden demnach erst später im Leben stattfinden, wenn sich die persönlichen finanziellen Bedingungen verbessert hätten. (red, derStandard.at, 8.2.2014)