"The Walking Dead": Rick Grimes (Andrew Lincoln) und sein Sohn Carl (Chandler Riggs) müssen sich ab Montag auf dem Kabelsender Fox nach einer Zombie-Attacke eine neue Bleibe suchen.

Foto: Gene Page/AMC

"Walking Dead": Vierte Staffel ab Montag auf Fox.

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Wien - Interessanterweise gibt es im aktuellen Angebot des Kleider-Schweden in den Shoppingmalls und Einkaufs-Mahüs unserer westlichen Wertegemeinschaft so ähnliche Hemdenmuster neu und frisch zu bestaunen. Von Sheriff Rick Grimes und seinem Sohn Carl werden sie in der Fernsehserie "The Walking Dead" schon länger immer noch härteren Belastungsproben unterzogen.

Das mag zum einen für popkulturell geschulte Verschwörungstheoretiker ein sicheres Anzeichen dafür sein, dass die nicht näher definierte nahe Zukunft, in der eine der weltweit erfolgreichsten Serien der jüngeren TV-Geschichte angesiedelt ist, verdammt bald kommt. Andererseits verwundert es den Fan von Endzeit- und Zombiefilmen dann doch, dass ein wesentlicher Spielort, an dem diese Stoffe verhandelt werden, bisher noch nicht wirklich Eingang in "The Walking Dead" gefunden hat.

Dschungelcamp auf hart

Nachdem nämlich die Welt mehr oder weniger untergegangen ist, weil der Großteil der Menschheit aufgrund eines Virus zu hirnlosen Untoten mutierte, rettet sich der Rest unserer Gattung mit Ausnahme eines kleinen Zwischenstopps in einem Stadtzentrum voller brachliegender Geschäfte bisher von einem ländlichen Fluchtpunkt zum nächsten.

Abseits der von gefräßigen kannibalistischen Untoten überrannten Metropolen werden zwar schon auch Zufluchtsstätten wie schlecht abgesicherte Campingplätze, Farmhäuser oder zuletzt gar ein beschaulich in der Landschaft verstecktes Gefängnis im US-Süden als Widerstandsnester gegen überzogenen Fleischkonsum ausgewählt. Die nicht nur gegen Zombies, sondern auch gegen sich selbst kämpfende Patchworkfamilie um Rick ­Grimes verzichtet aber derzeit noch dar­auf, in einer Shoppingmall dem Kaufrausch ohne Bezahlen zu frönen. Prognose: Das wird schon noch.

Immerhin vertraute die Zombieliteratur schon immer auf einen Kunstgriff: Dem mehr als einmal menschlicher Gier oder dem Gewinnstreben geschuldeten Weltuntergang sehr wahrscheinlich aufgrund unabsichtlich freigesetz­ter Killerviren aus Forschungs­labors begegnen die Überlebenden mit Shoppingwahn in Delikatessenabteilungen, Pelzgeschäften oder in Waffenhandlungen. Ein letztes sarkastisches i-Tüpfelchen, bevor die Gruppe der Überlebenden von den Beißern noch kleiner gemacht wird.

Inzwischen spielen Rick Grimes und Freunde weiter Dschungelcamp auf hart und schlagen sich nicht nur mit unschuldiger hirntoter Mordlust von halbverfaulten Leichen auf zwei oder weniger Beinen herum. Auch untereinander fliegen die Fetzen. Ein psychopathischer Dorfdiktator namens "Governor" tötet lieber Menschen als die Toten.

Dschungelcamp mit Zombies

In der Gruppe regieren Niedertracht, Eifersucht und moralinsaure Diskussionskultur zu den Themen Verschärfung der Waffengesetze, Empfängnisverhütung trotz Apokalypse oder Alkoholmissbrauch (Stichwort: „Nur weil die Welt untergeht, brauchst du nicht schon am Nachmittag Schnaps zu trinken!"). Es geht um Euthanasie, Küchen- und Zombie-abschießdienste. Jemand hat vor dem Zubettgehen schon wieder nicht die Sauerei am Boden weggewischt. Und es geht natürlich um ein uraltes amerikanisches Thema. Angesichts der allumfassenden äußeren Bedrohung fragt sich die Homeland Security im Dschungelcamp, was für und was gegen die Demokratie spricht. Die Antwort lautet: jein.

Langweilig wird das nie. Vor Weihnachten wurde die derzeit laufende vierte Staffel traditionell unterbrochen. Vorher mistete man noch bei den Hauptdarstellern aus. Nach dem schockierenden "Mid-Season-Finale", in dem das Gefängnis, in das sich die Gruppe zuletzt geflüchtet hatte, von den Zombies überrannt wurde, setzte der produzierende US-Sender AMC eine Live-Diskussion an: "The Talking Dead". Schauspieler wurden zu ihrem unerwarteten Bildschirmtod befragt. Eine Larissa Marolt als neue Figur wäre jetzt gut. ­Winfried Glatzeders sind noch im Programm. Ab Montag, 10. Februar, 21 Uhr auf Fox (Christian Schachinger, DER STANDARD, 8./9.2.2014)