Die Ybbstalbahn wird demontiert. Der Baggereinsatz am Bahnhof Hollenstein im niederösterreichischen Mostviertel kam Freitagfrüh völlig überraschend.

Foto: Piaty

Hollenstein - Der Konflikt um die Ybbstalbahn im niederösterreichischen Mostviertel droht zu eskalieren. Völlig überraschend fuhr Freitagmorgen direkt beim Bahnhof Hollenstein der Bagger einer deutschen Abrissfirma auf, nach einer halben Stunden war ein Großteil der Gleise herausgerissen. Aktivisten der Pro-Ybbstalbahn-Bewegung besetzten daraufhin die Baustelle, gaben aber nach massiver Androhung privatrechtlicher Schritte auf. Vorübergehend. Es ist nicht zu erwarten, dass es nur bei den seit längerem geplanten Kundgebungen am Sonntag in Opponitz und eine Woche darauf in Waidhofen/Ybbs bleiben wird.    

Wie berichtet, war die Ybbstalbahn wie viele Nebenbahnen in Niederösterreich vor drei Jahren von der ÖBB an die Niederösterreichische Verkehrsorganisationsgesellschaft (Növog) übertragen worden. Schon zu diesem Zeitpunkt war nicht mehr die gesamte Strecke zwischen Waidhofen/Ybbs und Kienberg befahren. Derzeit ist nur der kurze Abschnitt zwischen Waidhofen und Gstadt ist noch als Citybahn im Regelbtrieb. Zwischen Göstling und Kienberg ist der Ötscherland-Express für Touristen unterwegs, eine ähnliche Nutzung streben die Ybbstalbahn-Befürworter auch zwischen Waidhofen und Hollenstein an. Dieser Abschnitt wurde erst vor wenigen Jahren um zwanzig Millionen Euro saniert. Für eine touristische Nutzung wäre der Bahnhof Hollenstein dringend notwendig, was aber der Baggereinsatz nun praktisch zunichte gemacht hat.

Zusage gebrochen

Auch der Bürgermeister von Hollenstein, Manfred Gruber (SPÖ), dürfte von der morgendlichen Abrissaktion überrascht worden sein, er hatte die Zusage, dass der Bahnhof vorerst verschont bleiben sollte. Bisher wurden nur die alten Schienen Richtung Göstling abmontiert. Noch am Donnerstag war der Bagger im vier Kilometer entferten St. Georgen/Reith stationiert. Der dortige Bürgermeister, Helmut Schagerl, war es auch, der die Aktivisten in Hollenstein mit rechtlichen Schritten konfrontierte. Schagerl ist auch SPÖ-Landtagsabgeordneter in Niederösterreich und im Brotberuf Bautechniker. Unter anderem leitet er das Baumanagement für den Tunnelausbau Lainzer Tunnel.

Prinzipiell gibt es das Agreement, dass das Ybbstal entlang der früheren Bahntrasse einen Radweg erhalten soll. Teilweise ist das auch schon geschehen. Doch die Ybbstalbahn-Befürworter wie der pensionierte Zuckerbäcker Karl Piaty wollen verhindern, dass dafür die Geleise abmontiert werden. Bisher haben sie auf ihrer "Gutwill-Tour mit Gratiswuchteln und Heißgetränken" schon mehrere hundert Anhänger gesammelt. Aber jetzt, heißt es, wurde der "Kampfesmut der Bahnfreunde erst so richtig herausgefordert". (Michael Simoner, derStandard.at, 7.2.2014)