Zwei Liter Hubraum, egal ob Benziner oder Diesel: Das ist das neue Maß bei Volvo. Die neue Motorengeneration erstmals im Test

Bei Volvo hat die Zukunft begonnen. Nein, es ist hier nicht auf die Tatsache angespielt, dass die Schweden den ersten Diesel-Plug-in-Hybriden der Welt im Angebot haben, sondern auf ein verbrennungsmotorisches Markenspezifikum: Künftig sind alle Volvo-Motoren 4-Zylinder. Benziner wie Diesel. Darüber hinaus gibt's eine einheitliche Kubatur: 2,0 Liter. Und aus.

Foto: der standard/stockinger

Was die Ingenieure sich dabei einfallen haben lassen, kann sich sehen lassen. Im Endausbau wird das Portfolio acht Triebwerke umfassen, vom Schwachmatiker bis zum bärenstarken Sporttriebwerk. Bewerkstelligt wird dies durch unterschiedliche Konfiguration der Nebenaggregate, sprich: Turbos bis Hybrid mit E-Motor.

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Hintergrund ist der Umstand, dass eine kleine Marke wie Volvo ganz knapp kalkulieren muss, damit die Entwicklung einer neuen Motorengeneration sich rechnet. BMW macht übrigens was Ähnliches, die haben sich auf einen einheitlichen Zylinderhubraum von 500 cm³ festgelegt, verbreitern sich allerdings vom 3- bis 12-Zylinder. 3-Zylinder? Für diese Idee ist Volvo auch offen, aber später. Jetzt erst mal 4-Zylinder, im vorliegenden Fall Diesel, Top-Diesel, 181 PS, getestet im Großkombi V70.

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Erster Eindruck? Tolle Maschine. Akustisch etwas rau vielleicht, aber geschmeidig und kraftvoll, und für die ideale Gangwahl sorgt, auch dies eine Novität, eine 8-Gang-Automatik vom Toyota-nahen Zulieferer Aisin. Sortiert die Gänge fast ruckfrei, und sieht man sich das Ergebnis an, weiß man, was Fortschritt heißt: ein Trumm Auto, 1854 kg Leergewicht, 181 PS, und trotz flotter Fahrweise kommt unterm Strich ein Testverbrauch von knapp über sieben Litern auf 100 km raus. Wir sind gespannt auf schwächere Diesel in kleineren Autos, der hier überzeugt schon mal auf ganzer Linie.

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Instrumententechnisch setzt Volvo auf einen großen, zentralen Tacho, die restlichen relevanten Infos sind gleichmäßig links und rechts verteilt. Winters lernt man die Lenkradheizung schätzen, und wer Ezzes zum weiteren radikalen Spritsparen will, holt sich diese Infos via "My Car"-Taste, Submenü: DRIVe, weiter sub: Umwelttipps.

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Das Menü "Mein V70" listet eine beeindruckende Riege an Fahr(sicherheits)assistenten auf: Abstandswarner, Totwinkelassistent (BLIS), elektronisches Stabilitätsprogramm (DSTC), Kollisionswarnung, aktives Kurvenlicht etc. Alles sehr sinnvoll, aber auch mit erheblichem Ärgernispotenzial, denn dauernd piept und trötet es irgendwo.

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Der Rest ist, trotz Modellpflege, altbekannte Größe. Der V70 ist ein Kombi, bei dem einem Crocodile Dundee einfällt, die Szene mit dem Überfall: "Das ist doch kein Messer. DAS ist ein Messer!" - und zückt einen gigantischen Kneif. Analog dazu ist der V70 ein Kombi vom Typ "DAS ist ein Kombi." 575 bis 1600 Liter Laderaum, damit kann sich außer der Mercedes E-Klasse kaum einer messen.

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Innen geht es nach der Schweden Art sachlich nobel zu. Und das Fahrwerk wirkt komfortabel mit straffer Note. Andere können so was aber souveräner. In Summe zeigt Volvo, seit aus dem Ford-Verbund verabschiedet, erfreuliche Tendenzen zur Selbst-Neufindung - noch dazu, ohne das Erbe zu vergessen. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 7.2.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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