Aus V-Klasse wurde Viano und wird jetzt wieder V-Klasse. Mit ihr will Mercedes die Bereiche Van und Luxuslimousine endgültig versöhnen und vermählen

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Im Hundertjährigen Krieg (1337–1453), so geht die unter Historikern äußerst umstrittene Legende, hackten die Franzosen jenen Engländern, die sie zu fassen kriegten, gern Zeige- und Mittelfinger ab – damit sie niemals mehr den gefürchteten Langbogen bedienen konnten. Zum Hohn streckten wackere Briten, die noch alle Zehne dranhatten, ihren Feinden beide Finger entgegen. Daraus wurde der Gestus V wie Victory. (siehe Symbolbild)

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Auf die Gewinnerstraße einbiegen will auch Mercedes mit der V-Klasse. Nach Möglichkeit soll dieser Siegeszug allerdings ohne Blutvergießen vonstatten gehen, für die V-Insassen ebenso wie für po­tenzielle (Unfall-)Gegner.

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Deshalb hat der Hersteller umfangreiche Sicherheitsfeatures in sein – gen Luxuswohnzimmer ausbaufähiges – Raumfahrzeug gesteckt. Beispielsweise und weltexklusiv gibt's hier einen Seitenwindassistenten. Das System ist ins ESP integriert, gezielt werden die dem Wind zugewandten Räder abgebremst.

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Die Weltpremiere der V-Klasse im Münchener Olympiagelände, direkt neben BMWs Hauptquartier, war eine kleine Provokation, Daimler-Chef Dieter Zetsche ließ es sich nicht nehmen, dies genüsslich zu kommentieren: "Wir zeigen in München natürlich besonders gern, was unseren Wettbewerbern noch fehlt."  Ein BMW 9er Active Tourer etwa. Spaß beiseite.

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Bei der V-Klasse handelt es sich, anders als beim Citan, um ein Au­to aus reinem eigenen Anbau. Der Kryptofranzose (ein Kangoo mit Stern) leistete sich anfangs blama­ble Crashergebnisse – das wird der V-Klasse dank der hohen Sicherheitsstandards nicht widerfahren.

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Beim Design gelang ei­n Spagat zwischen Funktion und Emotion, Kasten und Limousine stellen ja eigentlich unvereinbare Gegensätze dar. Hier nicht. Eine Front, deren Scheinwerfer Anleihe bei der S-Klasse nimmt, seitlich zieht sich das weiter in zwei fließenden Linien an Schulter und Schweller, und hinten wurde die Heckscheibe weit heruntergezogen, sie lässt sich zudem separat öffnen.

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Bei den Motoren ist Downsizing angesagt. Drei 4-Zylinder-Diesel sollen neue Klassenstandards setzen, günstigstenfalls (220 CDI, 163 PS) liegt der Normverbrauch bei 5,7 l / 100 km. Das "stilvolle Multitalent" gibt es in drei Längen, und ob der Businessvan qualitativ dem bisherigen Maß der Dinge (VW Multivan) die Stirn bieten kann, wird sich zeigen.

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Mercedes ist je­denfalls überzeugt davon und hat 200 Mio. Euro im Baskenland, diesen "Schwarzwald von Spanien", investiert – in das Werk Vitoria. Phonetisch einen Katzensprung von Victory entfernt. V-Klasse. Ein Auto im Zeichen des Sieges. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 7.2.2014)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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