Der New Yorker John Zorn, herausragender und eigenwilliger Saxofonist, gilt als einer der einflussreichsten Jazzmusiker der Gegenwart, wiewohl er diese Bezeichnung für sich rigoros ablehnt. Schon früh hat sich der Freigeist Zorn für Neue Musik interessiert, fand später zum Jazz und im Einflussbereich der hippen Avantgardeszene der Lower East Side setzte er sich mit unterschiedlichen Musikstilen auseinander, dem Free Jazz ebenso wie Hardcore Punk, Noise oder Death Metal. Und er bündelte das Ganze auch zu postmodernen Collagen.

Zorn, der sich dezidiert zu seinen jüdischen Wurzeln bekennt, erkannte eines Tages, dass viele Musiker, mit denen er sich tief verbunden fühlte, ebenfalls jüdisch waren. Anfang der 1990er-Jahre verkündete er in München das Radical-Jewish-Culture-Manifest und gründete eine Bewegung, die sich der modernen jüdischen Musik verschrieben hat.

Er rief das Projekt Masada ins Leben, benannt nach jener Festung am Toten Meer, in der im Jahr 73 nach Christus knapp tausend Juden den Freitod wählten, statt sich von den Römern erobern zu lassen. Zorns Masada-Projekt verbindet jüdische Musik mit Free Jazz, Weltmusik und anderen Stilrichtungen, die Plattencover zieren jüdisch-religiöse Symbole, und die Songs sind hebräisch benannt. Es entstanden drei Songbooks, darunter The Book of Angels, eine Sammlung von 300 Kompositionen, interpretiert von verschiedenen Musikern.

Abraxas, Vol. 19 dieser tollen Serie, hat Bassist Shanir Ezra Blumenkranz eingespielt. Den Bass hat Blumenkranz gegen die Gimbri, eine dreisaitige Laute, eingetauscht, und zusammen mit zwei Gitarristen und einem Schlagzeuger knallt er den Zuhörern aggressiven Jazzrock, angereichert mit arabischen Klängen, um die Ohren. (dns, DER STANDARD, 7.2.2014)