Misha Stroj: "Die Krone der Verschwägerung" (2014)

 

Foto: Karl Kühn

Wien - "Was wir in Form einer Ausstellung zeigen, ist: ein Bericht", hält Misha Stroj in einem seine Präsentation in der Galerie Engholm begleitenden Text fest. Darin verhandelt er Fragen der Autorschaft, sein Selbstverständnis als Künstler und das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft.

Während Stroj darin außerdem kundtut, dass er das "Ich" aus seiner Arbeit weitgehend herauszuhalten versucht, ist man als Betrachter dann doch ganz glücklich, dass die Ausstellung weniger objektiv als poetisch ist: Zu sehen sind Fotoserien, Objekte, aber auch eine ganze Reihe außergewöhnlicher Skulpturen, die nicht zuletzt aufgrund ihres Humors für Misha Stroj typisch sind.

Mit Der Absatz (2013) ist etwa eine Skulptur betitelt, auf der ein "angeschwemmter" Schuhstöckel steht. Wie das i-Tüpfelchen hat Stroj ihn auf der Skulptur platziert, die einen hölzernen Kubus mit einer gebogenen Stange und einer Art Laufrad verschränkt. Letzteres lässt zumindest entfernt an futuristische Bewegungsstudien denken, was wiederum sehr schön zu der Fotoserie Fließband (2010) passt: Es handelt sich dabei um 18 einzelne Aufnahmen eines Fließbands, das Stroj in einer ehemaligen Fabrik in Berlin vorfand. Die Menge der Bilder erinnert an die Personen, die die Maschine bedienten.

Die relative Unvereinbarkeit von industrieller Produktion und Körper hat Misha Stroj auch zum Gegenstand der Skulptur Die Säule und das Knie (2010) gemacht. Die beiden Arbeiten gehören zu einem Werkkomplex, den der Künstler für eine Präsentation in der ehemaligen Malzfabrik in Berlin produziert hat.

Sein jüngstes Werk dürfte dagegen hauptsächlich in Istanbul entstanden sein: Die Krone der Verschwägerung (2014) heißt etwas kryptisch eine runde, ornamentale Skulptur. Formal erinnert das Objekt an die selbstgebastelten Vorrichtungen der Fischer auf der Galata-Brücke. In der Ausstellung vermittelt sie ein Gefühl für die Atmosphäre dieser Stadt: In Istanbul hat man - davon zeugt eine Fotografie - nur mit Geduld irgendwann einen Fisch an der Angel. (Christa Benzer, DER STANDARD, 6.2.2014)