Bern - Gonorrhoe  - im Volksmund auch "Tripper" genannt - ist eine der häufigsten Geschlechtskrankheiten. "Sie wird durch Bakterien ausgelöst, die zunehmend gegen Antibiotika resistent sind", warnt Nicola Low vom Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Uni Bern.

Über 100 Millionen Menschen weltweit stecken sich jährlich neu mit Gonorrhoe an, einer der häufigsten sexuell übertragbaren Erkrankungen. Für die Medizinerin besonders besorgniserregend sind die zunehmende Berichte über Gonorrhoe-Fälle, bei denen eine Medikamenten-Resistenz gegeben ist.

Internationale Experten warnen sogar davor, dass sich die bakterielle Infektionskrankheit zu einem nicht behandelbaren "Superbazillus" entwickeln könnte. Nicola Low fordert auch deshalb die Entwicklung von Tests, die Gonorrhoe diagnostizieren und gleichzeitig eine antimikrobielle Resistenz entdecken können. "Solche Tests kommen Gonorrhoe-Patienten zugute, indem sie eine individuellere Therapie ermöglichen und so auch die Verbreitung von Resistenzen verzögern können", sagt Low. 

Keine Ersatz-Medikamente verfügbar

Gegen Gonorrhoe werden derzeit sogenannte Cephalosporine, eine Gruppe von Breitband-Antibiotika, eingesetzt. Die sich nun verbreitende Resistenz bei den Bakterien-Stämmen von Gonorrhoe ist laut den Forschenden besonders problematisch, da aktuell keine neuen Medikamente lizensiert sind, welche die Cephalosporine ersetzen könnten.

In diesem Zusammenhang weist Nicola Low auf die Möglichkeit hin, molekulare Diagnose-Methoden zu verwenden. Bereits verfügbar sind sogenannte Nucleic Acid Amplification Tests (NAAT). Sie vereinfachen die Probeentnahme und -speicherung und sind verglichen mit Kulturen-Tests sensitiver. "Nach heutigem Stand können NAAT jedoch keine antimikrobiellen Resistenzen aufdecken und somit nicht zu einer effektiven Therapie führen", so die Expertin.

Entwicklung neuer Testverfahren prioritär

Deshalb sei es zentral, auf molekularer Basis neue Tests zu entwickeln. "Dies ist für die Weltgesundheit prioritär. Wir brauchen starke, aktive Programme, um kritische Schwellenwerte von Antibiotika-Resistenzen zu entdecken, zu überwachen und ihnen bestenfalls zuvorzukommen", ist Low überzeugt. 

Der ideale Test solle Low zufolge innerhalb einer Stunde präzise Resultate liefern und eine individuell angepasste antimikrobielle Therapie schon beim ersten Arztbesuch ermöglichen. In einem Forschungsprojekt wollen die Wissenschaftler die Entwicklung eines solchen Tests nun vorantreiben. (red, derStandard.at, 5.2.2014)