Bild nicht mehr verfügbar.

Die britische Erfinderin des Minirocks, Mary Quant, präsentiert 1966 vor dem Londoner Buckingham Palast ihren Order of the British Empire, mit dem sie kurz zuvor ausgezeichnet wurde.

Foto: dpa/dpaweb

Zwar ist es schwer, bei modischen Entwicklungen einen Erfinder und Ursprung zu finden, doch beim Minirock hat sich ein Name durchgesetzt: Mary Quant. Am 11. Februar, wird die britische Designerin, die weitgehend als Schöpferin des Minirocks angesehen wird, 80 Jahre alt.

Lady Gaga im Kleid aus rohem Fleisch, oder Miley Cyrus im hautfarbenen Nichts auf der Bühne - wer heute mit Kleidung schocken will, der muss extrem werden. Vor 50 Jahren sah das noch etwas anders aus. Als in den 60er-Jahren der Saum immer weiter hoch rutschte und irgendwann beim Minirock angekommen war, gab es zugleich Begeisterung und wahre Schockzustände. Schrecken beim Establishment, Freude bei vielen jungen Frauen, die das Stück als Symbol der Freiheit willkommen hießen.

"Ready-to-wear-Strategie

Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, dass jemals ein Modetrend nochmals solche gesellschaftlichen Umschwünge symbolisieren oder befeuern kann, antwortete Quant: "Es wäre sehr schwer, heute noch irgendetwas zu tun, dass so starke Auswirkungen haben könnte." Mode habe nicht mehr die Symbolkraft, die sie einst gehabt habe.

Dabei revolutionierte Quant nicht nur die Rocklängen, sondern auch die Art und Weise, wie Mode ver- und gekauft wird. Die Tochter zweier Walisisch-Lehrer, besuchte nach der Schule die renommierte Künstler-Schmiede Goldsmith College in London. Dort traf sie ihren späteren Ehemann, den wohlhabenden Alexander Plunket Green. Mit ihm als Geschäftspartner konnte sie sich den Traum von der eigenen Boutique erfüllen. 1955 eröffnete sie ihren Laden "Bazaar" auf Londons legendärer King's Road.

"Mode war damals nicht für junge Menschen gemacht", erinnerte sie sich später. Zu teuer sei sie gewesen, und nicht für den Alltag geeignet. "Ready-to-wear" - unkompliziert und preiswert war Mary Quants Ziel. Mode, mit der man dem Bus hinterherlaufen konnte, wie sie es selber beschrieb. Quant designte simple Formen in starken Farben wie Pflaume, Purpur-Rot oder Grün. Lacklederstiefel mit hohem Schaft gehörten ebenfalls zum typischen Quant-Stil. Sie prägte wie kaum eine andere den bis heute berühmten London-Look.

Kleider als "Riesen-Spaß"

Aufwendig dekorierte Schaufenster zogen die Kundinnen an. Schon 1963 war ihre Mode so erfolgreich, dass Quant einen zweiten Laden aufmachte. Eine große Kaufhauskette schickte ihre Designs in die Massenproduktion und verkaufte sie auf dem US-Markt. Die Marke Quant war bald auf der ganzen Welt auf Accessoires und Make-up zu sehen. 1966 zeichnete sie die Queen mit einem Verdienstorden aus.

In späteren Jahren vertrieb Quant vor allem noch Kosmetik, Wäsche und Accessoires. Im Jahr 2000 stieg sie aus der Firma aus - angeblich wurde sie dazu von den japanischen Lizenzhaltern mehr oder weniger gedrängt.

Heute lebt das ehemalige "City Girl" auf dem Land. Eine von Quants Lieblingsbeschäftigungen ist Gartenarbeit. Unter den derzeitigen Modetrends gibt es keinen, der ihr Sorgen bereite, sagt sie. Ihr persönliches Lieblingskleidungsstück ist allerdings ein absoluter Klassiker: das an französische Fischer-Hemden angelehnte, gestreifte Breton-T-Shirt.

Für das nächste Jahrhundert braucht Frau ihrer Ansicht nach vor allem eines: "schwarze Strumpfhosen". Und was sagt sie zu Menschen, die mit Zweifeln oder abschätzig reagieren, wenn von Mode als Revolutionsbefeuerer und Symbol gesprochen wird? "Die Ärmsten. Kleider machen einfach Riesen-Spaß." (Britta Gürke/APA/dpa/red/10.2.2014)