Lindsay Duncan (li.) und Jim Broadbent in "Le Weekend".

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Selten hält die Gegenwart, was die Vergangenheit verspricht. Vor dreißig Jahren haben Nick (Jim Broadbent) und Meg (Lindsay Duncan) in Paris geflittert und sich eine glückliche Erinnerung in die Ehe mitgenommen. Nun erweist sich nicht nur das kleine Hotel von damals als großer Reinfall. Fluchtartig wird eine Suite mit Blick auf den Eiffelturm bezogen, womit die beiden nicht zum einzigen Mal auch an ihre finanziellen Grenzen stoßen. Wie immer hätte alles anders auch kommen können. "Wir könnten Künstler sein", sagt der Uniprofessor und genießt den malerischen Anblick. "Wir sind aus Birmingham", weiß es die Lehrerin besser.

Le Weekend, geschrieben von Hanif Kureishi, ist ein großartig gespieltes Zweipersonenstück, das seine Protagonisten zum Zwecke der Selbstfindung in die vertraute Fremde schickt. Damit ist der Unternehmung zwar ein klares Ziel vorgegeben, doch zeichnet Regisseur Roger Michell (Notting Hill), der mit hübschen Reverenzen an die Nouvelle Vague aufwartet, den Weg dorthin überraschend gut als Spießrutenlauf der Gefühle. Für Meg ist ihr Mann längst auch eine sexuelle Enttäuschung, während Nick auf die gar nicht liebevollen Sticheleien völlig falsch reagiert. Und doch enden die Streitigkeiten immer wieder versöhnlich, werden durchbrochen vom Gefühl der Zusammengehörigkeit und der Einsicht, den anderen zu brauchen.

Es könnte also bis zur Abreise alles so weitergehen, wenn nicht plötzlich Nicks Exstudienkollege Morgan (Jeff Goldblum) auftauchte, der es scheinbar geschafft hat. Schnöselige Fassade, man weiß es, doch für Nick beim Galadinner die beste Gelegenheit, endgültig die Hosen runterzulassen. Womit auch noch für Gesprächsstoff in Birmingham gesorgt ist. (pek, DER STANDARD, 5.2.2014)