Auch im jüngsten "Dungeon Keeper" muss das "Dungeonherz" vor der Zerstörung bewahrt werden.  Die mobile Umsetzung kommt erstmals im Comic-Look daher.

Foto: EA

Electronic Arts hat einen neuen Teil des Strategiespiels "Dungeon Keeper" veröffentlicht und die einst von Bullfrog ins Leben gerufene Serie nun auch auf mobile Endgeräte gebracht. Der Publisher bedient sich bei dem Spiel für iOS und Android des immer beliebter werdenden Free2Play-Konzeptes. Die Umsetzung erzürnt jedoch die Kritiker.

Den Tenor der Empörungswelle trifft der Analyst Thomas Baekdal, der den neuen Sprössling der Reihe mit seinen Vorgängern vergleicht. Das erste "Dungeon Keeper" aus 1997 lässt sich heute inklusive Erweiterungspack "The Deeper Dungeons" für wenige Dollar erstehen.

Bauen, Warten

Ziel ist es, im Untergrund sein eigenes Reich des Bösen aufzubauen, in dem man unter anderem Räume aus der Wand schlägt. Dort lassen sich schließlich diverse Einrichtungen aus dem Boden stampfen, die zur Rekrutierung, Ausbildung und Versorgung der eigenen Armee an bösartigen Kreaturen benötigt werden. Diese sollen schließlich eindringende Helden in die Flucht schlagen und feindliche Höhlenherrscher vertreiben.

Die Einrichtung einer Schatzkammer aus 45 Flächeneinheiten dauert mit wenigen Imps gerade einmal zwei Minuten. "Es ist schnell und unterhaltsam", beschreibt dies Baekdal. Die neue Mobilausgabe des Spiels hingegen stellt den Spieler hingegen schon kurz nach dem Tutorial vor die Wahl, entweder stundenlang zu warten, oder Geld auszugeben, um weiter buddeln zu können.

Immer wieder wird der Dungeonherrscher vor dem Bildschirm auf diese Weise zu In-App-Käufen ermuntert, was vom ursprünglichen Spielgefühl nicht viel über lässt. "Wir haben keine Mobile Gaming-Industrie, wir haben eine Mobile Scamming-Industrie", meint Baekdal dazu.

Teurer Fortschritt

Auch bei Nerdcube zeigt man sich ganz und gar unzufrieden damit, dass und vor allem wie Electronic Arts das Game in Free2Play-Manier umgesetzt hat. Die Videorezension dazu entwickelt sich innerhalb weniger Minuten zu einer schimpfwortgespickten Brandrede. Auch hier steht die Häufigkeit der Mikrotransaktionen und ihre bremsende Auswirkungen auf das Gameplay im Fokus.

Für das Freischaufeln eines einzelnen Blocks verlangt EA mitunter über 200 Diamanten. Diese lassen sich aber längst nicht so häufig erschürfen, wie benötigt. Das günstigste Paket kostet britische Spieler rund drei Pfund für 500 Diamanten, oder etwa 1,50 Pfund pro Block.

Video: Nerd 101 - Dungeon Keeper Mobile

"Wie kann man mit so einem Spiel Spaß haben?"

Bei "The Escapist" betitelt man EAs Umsetzung als "Wallet Reaper". Autor Jim Sterling beschreibt, wie er mit den zum Start verfügbaren Diamanten die ersten zwei Blöcke Geröll abtragen ließ, ehe ihm die Edelsteine ausgingen und er letztlich zwei Tage für die Errichtung eines Raums mit vier Mal vier Feldern benötigte.

"Wie kann man mit so einem Spiel Spaß haben?", fragt Sterling und nennt den Titel in seinem Fazit das "zynische Skelett eines Un-Spiels" und eine "Perversion" der ehrwürdigen Serie.

"Leser, bitte unterstützt nicht Müll wie diesen hier", endet die Rezension bei US Gamer, wo ebenfalls das Free2Play-Modell im Allgemeinen aufs Korn genommen wird. "Niemand von uns würde sich eine Zukunft vorstellen wollen, wo akzeptiert wird, dass Spiele so wie hier 'funktionieren'".

Gute Store-Bewertungen

Zu den wenigen verhalten positiven Stimmen zählt hingegen Kotaku. "Es ist zwar kein klassisches 'Dungeon Keeper', aber gar nicht so schlecht", heißt es dort. Auch bei vielen Handy- und Tabletbesitzern scheint der Titel gut anzukommen. 60.000 mal wurde das Spiel bei Google Play mittlerweile bewertet und liegt im Schnitt bei 4,5 von fünf möglichen Sternen. Mit 3,5 von maximal vier Punkten scheint auch das iOS-Publikum den Kerker-Simulator mehrheitlich zu mögen. (gpi, derStandard.at, 04.02.2014)