450.000 Arbeitslose (Menschen in Schulungen inklusive), ein neuer Rekord. Zwei Fragen: Woran liegt's, und was kann man dagegen tun?

Auf beides gibt es keine eindeutigen, befriedigenden Antworten: Ja, die Konjunktur will und will im Gefolge der Finanzkrise nicht anziehen, ja, es dürfte so etwas wie eine Kreditklemme geben (die Banken finanzieren zu wenige Projekte). Wahrscheinlich liegt auch ein gewisser struktureller Effekt vor: Einerseits wandern viele einfachere Produktionen und Dienstleistungen in Länder mit billigeren Löhnen ab; andererseits fließen zu viel Mittel in zu wenig produktive Bereiche.

Statt der Zukunft (Forschung) finanzieren wir die Vergangenheit (Frühpensionen, sinnlose Förderungen). Und die Tatsache, dass nun schon seit etlichen Jahren die Schulen zu einem beträchtlichen Prozentsatz junge Menschen produzieren, die nicht lesen, schreiben und rechnen können, wird sich wohl auch langsam bemerkbar machen.

Ein 15-Jähriger mit diesen Defiziten hat keine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt. Die Regierung – die soll irgendetwas tun, wenn es nach der populären Meinung geht. "Arbeitsplätze schaffen"  in der SP-Variante. "Wirtschaft entfesseln"  in der VP-Version.

Kann sie nicht, zumindest direkt, mit sofortigen Effekten. Außerdem ist sie abgelenkt. Wachsende Arbeitslosigkeit befördert aber den Rechtspopulismus bis Rechtsradikalismus.
Die Zeit wird knapp. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 4.2.1.2014)