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Die absehbaren Folgen eines gesetzlichen Rauchverbots aus Sicht des Mediziners: Der Griff zum Glimmstängel würde immer weniger "chic" sein.


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Wolfgang Schütz ist Pharmakologe und Rektor der Medizinischen Universität Wien.

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In der Sendung "Report" vom 28. 1. 2014 (ORF 2) wiesen die Urologen der Medizinischen Universität Wien einmal mehr mit größter Eindringlichkeit auf den schädlichen Einfluss des Rauchens bezüglich des Entstehens von Krebserkrankungen im Urogenitaltrakt, insbesondere von Blasenkarzinomen, hin.

Man kann es nicht oft genug betonen: Es ist ein vorrangiges Anliegen der Medizinischen Universität Wien, dass dieses Thema seine mediale Aufmerksamkeit nicht wieder verliert.

Die österreichische Bundespolitik ist vielmehr mit Vehemenz aufgefordert, so rasch wie möglich ein generelles Rauchverbot in sämtlichen öffentlichen Lokalen gesetzlich in die Wege zu leiten. Immerhin hat nun auch der Gesundheitsminister mit deutlichen Worten seine Meinung dazu in dem Sinne geäußert, dass er die ewige Diskussion (er sprach von "Herumeiern") um das Fehlen einer eindeutigen gesetzlichen Regelung dazu nicht mehr verstehe und dass er damit vielen Bürgern aus der Seele spreche.

Handeln Sie kraft Ihres Amtes!

"Hic Rhodos, hic salta", Herr Minister! Handeln Sie kraft Ihres Amtes, auch wenn im Regierungsprogramm viel Schönes über Gesundheit und deren Förderung als Leitgedanken, aber (wieder) nichts über ein gesetzliches Vorhaben für ein generelles Rauchverbot steht. Denn es muss wohl nicht mehr auf die Zusammenhänge von Rauchen und besonders bösartigen Krebserkrankungen hingewiesen werden, zu denen in erster Linie Lungen- und Blasenkrebs zählen, nicht mehr auf die Zusammenhänge von Gefäßkrankheiten und deren Folgen, die an der Spitze der Todesursachen stehen oder schwere Invalidität verursachen (Herzinfarkt, Schlaganfall, Raucherbein), und nicht mehr auf die Tatsache, dass diese Zusammenhänge besonders gravierend sind, wenn bereits im jugendlichen Alter mit dem Rauchen begonnen wird.

Es muss vielmehr gesagt werden, dass bisher jede österreichische Bundesregierung über diese Tatsachen hinweggesehen hat, sich jede scheute, das Übel an der Wurzel zu fassen, indem sie wirksame Maßnahmen ergreift, dass Jugendliche gar nicht erst mit dem Rauchen beginnen, dass eine solche Regierung somit wissentlich verantwortungslos handelt.

Der Schutz der Jugend ist das höhere Gut

Durch ein generelles Rauchverbot in öffentlichen Lokalen würde Jugendlichen eine wesentliche Möglichkeit genommen, dem Laster des Rauchens zu frönen.

Ein kleiner Ausblick auf die Folgen: Das dann kompensatorische Rauchen vor dem Lokal wird eine rein veränderungsbedingte Übergangsphase darstellen, wird Jahr für Jahr sukzessive abnehmen, bald würde Rauchen nicht mehr "chic" sein. Durch ein generelles Rauchverbot in Lokalen wären aber auch dort sitzende Nichtraucher sowie das Bedienungspersonal vor dem gefährlichen Mitrauchen geschützt.

Die Frage, ob sich etablierte Raucher im bereits gesetzteren Alter bei einem generellen Rauchverbot in Lokalen nun in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt fühlen, ist in allen westlichen Ländern außer in Österreich schon beantwortet: Freiheit endet dort, wo sie andere gefährdet.

Der Schutz der Jugend ist hier das höhere Gut. (Wolfgang Schütz, DER STANDARD, 4.2.2014)