Hans Fohler repariert mit Unterstützung ein Ultraschall-Reinigungsgerät.

Foto: Maria von Usslar

"Der Drucker bekommt plötzlich keinen Strom mehr", sagt Alfred Hoffmann. Dabei ist der Drucker erst zwei Jahre alt und wurde nicht oft benutzt. Eine professionelle Reparatur lohnt sich dennoch nicht, denn diese kommt teurer als eine Neuanschaffung. Statt den Drucker wegzuwerfen, hat ihn Hoffmann in das Reparaturcafé Schraube 14 in Wien gebracht.

Dort können seit November defekte Kleingeräte wie Lampen, CD-Player, Toaster oder Bügeleisen von ihren Besitzern selbst repariert werden. Dabei helfen ihnen Mechatroniker des Reparatur- und Servicezentrums (R.U.S.Z.) im 14. Wiener Gemeindebezirk, wo seit 16 Jahren Elektrogeräte repariert werden.

Ein gelernter Mechatroniker hilft den Gästen des Reparaturcafés bei der Reparatur ihrer Elektrogeräte.

Geplante Obsoleszenz

"Es werden immer mehr Hürden aufgebaut, um Geräte ja nicht reparieren zu lassen", sagt Sepp Eisenriegler, Gründer des R.U.S.Z. Jährlich würden in Österreich zehn Millionen Elektrogeräte gekauft, die Hälfte davon habe eine Lebenszeit von zwei bis drei Jahren.

Dass die Geräte mit Ablauf der Garantie plötzlich nicht mehr so richtig funktionieren, sei laut Eisenriegler kein Zufall. Die geplante Obsoleszenz, also den Einbau von Sollbruchstellen in technischen Geräten, sei zum Beispiel an zu schwach dimensionierten Dämpfern in Waschmaschinen nachweisbar.

Kostenloses Angebot

Bereits um 14.15 Uhr hat sich ein Dutzend Menschen rund um einen großen Tisch im Schauraum des Reparaturzentrums versammelt. "Vergangene Woche waren über 30 Personen hier. Da sind unsere Kapazitäten erschöpft", sagt Eisenriegler. Um die Wartezeit zu verkürzen, werden gratis Kaffee und Kuchen angeboten.

Auch das Werkzeug und die Hilfe des R.U.S.Z.-Personals können von den Besuchern kostenlos in Anspruch genommen werden. "Unser Angebot richtet sich nicht nur an Bastler, sondern soll für Geräte genutzt werden, bei denen sich eine Reparatur finanziell nicht rentiert", sagt Eisenriegler. Im Gegensatz zu manch billig produzierten Elektrogeräten sei Arbeitszeit nämlich sehr teuer.

"Reparieren statt wegwerfen"

Die Idee zu Reperaturcafés kommt aus den Niederlanden. Nach dem Motto "Reparieren statt wegwerfen" treffen sich Menschen an einem Ort, um einander bei der Reparatur von Dingen zu helfen. Das R.U.S.Z. greift diese Idee auf, um gegen die geplante Obsoleszenz, also das vorprogrammierte Ablaufdatum von Elektro- und Elektronikgeräten anzukämpfen. Meist handelt es sich dabei um ehrenamtliches Engagement. Etwas anders funktioniert das Konzept in der Schraube 14, da es dort im Hintergrund einen professionellen Reparaturbetrieb gibt.

Benötigte Ersatzteile können gegebenenfalls direkt bestellt oder im eigenen Lager gesucht werden. Fachlich unterstützt werden die Laien bei der Reparatur auch von Lehrlingen des von AMS, ESF und waff finanzierten Projekts "Stargate". Bei diesem bekommen junge Menschen die Möglichkeiten, ihren Lehrabschluss nachzuholen.

Erfolgsquote von 85 Prozent

Die Erfolgsquote für die Reparaturen in der Schraube 14 liege im Moment bei 85 Prozent. Hans Fohler ist heute zum ersten Mal in der Schraube 14 und möchte ein Ultraschall-Reinigungsgerät, das sich nicht mehr einschalten lässt, wieder funktionstüchtig machen. Fohler hat bereits in der Vergangenheit Geräte zur Reparatur ins R.U.S.Z. gebracht und war bisher mit dem Ergebnis immer zufrieden. "Ich bin selbst ein Bastler, und als ich von dem Reparaturcafé erfahren habe, war ich sofort von der Idee begeistert", sagt Fohler.

Doch nicht nur der Reparaturerfolg spielt im Café eine Rolle. "Die Schraube 14 ist auch eine Gesprächsplattform, wo sich Leute über ihre Erfahrungen mit Obsoleszenz austauschen können", sagt Eisenriegler. "Es kann nicht sein, dass mit immer mehr Ressourcenaufwand immer kurzlebigere Produkte erzeugt und in den Markt gedrückt werden."

Anklang bei jüngerer Generation

Auch bei der jüngeren Generation findet die Idee zur Selbstreparatur immer mehr Anklang, nicht zuletzt weil man im R.U.S.Z. auch weiß, wie man Apple-Produkte wieder auf Vordermann bringt. "Die jungen Leute sind nicht blöd, sie wissen genau, was passiert, wenn wir weiter die Ressourcen für ein fragwürdiges Wirtschaftswachstum ausbeuten."

Der Nachmittag im Reparaturcafé geht dem Ende zu. Während Alfred Hoffmann noch immer geduldig wartet, bis sich ein Facharbeiter um seinen Drucker kümmert, macht sich Hans Fohler mit den Lötkolben über sein Reinigungsgerät her. "Ich werde wieder herkommen. Wenn nichts kaputt ist, gehe ich eben anderen zur Hand", sagt Fohler. (Text: Elisabeth Mittendorfer, Video: Maria von Usslar, derStandard.at, 4.2.2014)