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Maximilian Schell ist tot. Er wurde 83 Jahre alt.

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Als Verteidiger in "Das Urteil von Nürnberg" im Jahr 1961.

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Schell bekommt von der US-Schauspielerin Joan Crawford 1962 als bester Hauptdarsteller den Oscar verliehen.

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Maximilian Schell mit seiner Schwester Maria im Jahr 1977.

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"Jedermann": Schell bei den Salzburger Festspielen 1980.

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Als er 1962 den Oscar erhielt, da erinnerte sich Maximilian Schell in seiner Dankesrede an jenen Zollbeamten, der ihn bei der Einreise in die USA nach dem Grund seines Aufenthalts gefragt hatte. Er wolle zum Film, habe er geantwortet. "Good luck", sei die Antwort gewesen. Dieses Glück sei ihm nun zuteil geworden.

Der Oscar für die Verkörperung eines Verteidigers in Stanley Kramers Gerichtsdrama "Das Urteil von Nürnberg" (1961) markierte den Beginn der Weltkarriere des 1930 in Wien in eine Künstlerfamilie Geborenen. Seine Mutter war die Schauspielerin Margarethe Noé von Nordberg, sein Vater der Schweizer Schriftsteller Hermann Ferdinand Schell, in dessen Heimat die Familie nach dem Anschluss 1938 Zuflucht fand. Maximilian, sein älterer Bruder Carl und die Schwestern Maria und Immy wuchsen in Zürich auf, wo Schell als junger Mann nicht nur geisteswissenschaftliche Studien belegte, sondern auch Fußball spielte und eine Zeit lang sein Geld als Sportreporter verdiente.

Anfänge am Theater

Seinen ersten Bühnenauftritt hatte er bereits als Kind in einer Inszenierung von "Wilhelm Tell" absolviert, auch seine Schauspielkarriere begann am Theater. Bald wurde der Mime mit dem Charakterkopf, den wachen Augen und der eindringlichen, dabei weich gefärbten Stimme fürs deutsche Nachkriegskino entdeckt: Er spielte ab 1955 kleinere Rollen (in "Kinder, Mütter und ein General" – neben Klaus Kinski, Bernhard Wicki, u.a.) und rasch größere ("Ein Herz kehrt heim"; "Die Letzten werden die Ersten sein").

1958 stand Maximilian Schell neben Marlon Brando für Edward Dmytryks "The Young Lions" erstmals in den USA vor der Kamera. Bereits für seinen zweiten US-Film, "Judgment at Nuremberg", wurde er mit besagtem Oscar prämiert, die erste von vielen Auszeichnungen. Weitere Hollywoodfilme folgten, darunter Jules Dassins "Topkapi".

Regie-Projekte in Europa

Zugleich verfolgte Schell als Produzent und Regisseur eigene Projekte – die sich in Europa leichter realisieren ließen – wie die ambitionierte Adaption von Franz Kafkas "Das Schloss", inszeniert von Rudolf Noelte, die 1968 bei den Filmfestspielen von Venedig uraufgeführt wurde. Schells erste Filmregiearbeit war 1970 "Erste Liebe" (nach Turgenjew), er adaptierte Dürrenmatts "Der Richter und sein Henker" und nicht zuletzt Ödön von Horváths "Geschichten aus dem Wiener Wald" (1979) mit Helmut Qualtinger, Birgit Doll, Hanno Pöschl, u.a. 1984 veröffentlichte er sein viel beachtetes Porträt einer Unzugänglichen: "Marlene", ein Gespräch mit Marlene Dietrich.

Film über Schwester Maria

2001 war Schell in Wien und gab selbst Interviews und viel lieber als über seinen beruflichen Werdegang und seine Weltkarriere wollte er über Familie reden und über den Film, den er gerade gedreht hatte, "Meine Schwester Maria". Sie war bereits ein Leinwandstar mit internationalen Meriten gewesen, als ihr vier Jahre jüngerer Bruder in den Fünfzigerjahren ebenfalls zum Film ging. Er näherte sich Jahrzehnte später filmisch der von diesen Lebensrollen durchwirkten Gegenwart seiner schon von Demenz gezeichneten, großen Schwester auf dem Kärntner Familienhof in Preitenegg.

Maximilian Schell stand auch weiter auf der Bühne – er verkörperte beispielsweise den "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen (1978-82), und er trat 2001 am Broadway in einer Inszenierung von "Das Urteil von Nürnberg" auf, diesmal in der Rolle eines Angeklagten. TV-Erfahrung hatte er schon in den 1950ern in den USA gesammelt, und er blieb auch in diesem Medium bis zuletzt aktiv. Schell war passionierter Dirigent und inszenierte immer wieder fürs Musiktheater.

Zweite Heirat 2013

1985 heiratete er seine russische Kollegin Natalja Andreitschenko, mit der er Tochter Nastassja bekam. Die Ehe wurde 2002 geschieden. Im Sommer 2013 wurde in Kärnten die Hochzeit mit der deutschen Opernsängerin Iva Mihanovic gefeiert. Vorvergangene Woche wurde Schell nach einem Zusammenbruch bei Dreharbeiten in Tirol ins Spital eingeliefert, allerdings letzten Dienstag wieder entlassen. In der Nacht auf Samstag ist er nach Angaben seiner Agentin "an der Folge einer plötzlichen und schweren Erkrankung" 83-jährig in einer Innsbrucker Klink gestorben. (Isabella Reicher, derStandard.at, 2.2.2014)