Wien - Das "Hineinschnuppern" des Wiener Polizeipräsidenten Gerhard Pürstl in diverse FPÖ- und ÖVP-nahe Burschenschaften in seiner Jugend sorgte am Freitag weiter für Aufregung. Pürstl hatte im STANDARD zugegeben, dass er 1979, mit 17 Jahren, monatelang bei der weit rechts stehenden pennalen Burschenschaft Franko Cherusker war. An die Namen anderer Verbindungen, die er frequentierte, erinnere er sich nicht.

Die Franko Cherusker tauchte 2010 kurz in den Medien auf, weil das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) dort eine Hausdurchsuchung aufgrund einer anonymen Anzeige durchgeführte. Der Vorwurf lautete auf NS-Wiederbetätigung, doch die Hausdurchsuchung blieb erfolglos. Der FPÖ-Politiker Christian Höbart beklagte damals in einer Aussendung, mit solchen Aktionen wolle das LVT die "Unterstützungsbasis des dritten Lagers" kriminalisieren.

Anders sahen das damals die Betreiber der Neonazi-Site "Alpen-Donau.info", die Unterstützung der FPÖ durch die Jungen in Abrede stellten und schrieben: "Einige unserer Mitarbeiter sind selbst Waffenstudenten und kennen dieses Milieu aus eigenem Erleben."

Der Grüne Peter Pilz, der - wie berichtet - eine Anfrage an ÖVP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner wegen Pürstls Vergangenheit einbrachte, bekräftigte seine Vorwürfe gegen Pürstl am Freitag bei einem Pressegespräch. Er nannte Pürstl als Polizeichef "untragbar". Pilz will nun wissen, wie Pürstls Verbindungen zu FPÖ-Bezirksrat Herwig Götschober seien, der im Vorstand besagter Burschenschaft und im Vorstand des Ausschusses des Akademikerballs sei. FPÖ-Gemeinderat und Ballorganisator Udo Guggenbichler ist Vorsitzender des Österreichischen Pennäler Rings (ÖPR), des Dachverbands aller pennalen Burschenschaften.

Anders als am Donnerstag, im Gespräch mit dem Standard, wo Pürstls Sprecher "lose Kontakte" mit Freuden auch aus Verbindungen bestätigte, sagte dieser am Freitag der APA, Pürstl pflege "keine Kontakte mit der Burschenschaft oder deren Mitgliedern", es gab jedenfalls keine Besprechungen mit ihnen über den Ball. (cms, DER STANDARD, 1.2.2014)