Wien - Ein Überblick über die Ergebnisse der Bildungsstandard-Tests nach Stichworten:

AUSGANGSWERT: Als Ausgangswert wurden die Resultate einer allerdings nur stichprobenartig durchgeführten sogenannten "Baseline-Testung" im Jahr 2009 (Englisch) bzw. 2010 (Mathe) herangezogen und der Durchschnittswert mit 500 festgelegt. Seither haben sich die Resultate der Schüler verbessert - auf einen Österreich-Schnitt von 533 (Mathe) bzw. 519 (Englisch). Als mögliche Erklärung wird ein höheres Engagement der Schüler bei der ersten "echten" Überprüfung genannt.

BILDUNGSHINTERGRUND: Der Bildungshintergrund hat starken Einfluss auf die Ergebnisse: In Mathematik erreichen 23 Prozent der Akademikerkinder die höchste Kompetenzstufe 3 (Bildungsstandards übertroffen), aber nur zwei Prozent der Kinder, deren Eltern höchstens einen Pflichtschulabschluss haben. Umgekehrt verfehlen nur vier Prozent aller Akademikerkinder die Standards komplett (Kompetenzstufe "Unter 1"), aber 31 Prozent der Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss. In Englisch wurde auf eine Einreihung in Kompetenzstufen verzichtet - Kinder von Akademikern erreichten aber im Schnitt 582 Punkte, Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss 456 - das bedeutet bei 68 Testaufgaben eine Differenz von 16 richtig gelösten Aufgaben.

BUNDESLÄNDERVERGLEICH: Das beste Bundesländer-Ergebnis im Fach Mathematik (vierte Schulstufe) erzielte Oberösterreich (545 Punkte), gefolgt von Niederösterreich (544) und Salzburg (541). Im Mittelfeld und damit im Bereich des Österreich-Schnitts (533) liegen die Steiermark (535) und Tirol (528), unter dem Schnitt sind das Burgenland (526), Kärnten (520), Wien (519) und etwas abgeschlagen Vorarlberg (514). Im Fach Englisch (achte Schulstufe) sind Wien und Niederösterreich (je 525) Spitze, gefolgt von Salzburg (524). Etwa im Österreich-Schnitt (519) platzierten sich Burgenland und Oberösterreich (je 520), etwas darunter liegen Tirol (517) und Vorarlberg (514). Die niedrigsten Werte weisen die Steiermark (506) und Kärnten (501) auf. Sowohl in Mathe als auch in Englisch sind die Unterschiede zwischen den Bundesländern aber relativ gering - in Mathe entsprechen sie drei bis vier gelösten Aufgaben (von 68) zwischen bestem (OÖ) und schlechtestem Bundesland (Vorarlberg).

GESCHLECHTERUNTERSCHIED: Die Unterschiede zwischen Buben und Mädchen in der Mathematik (4. Schulstufe) sind eher gering: Burschen erreichten einen Schnitt von 540 Punkten, Mädchen 526. 14 Prozent der Burschen schafften die höchste Kompetenzstufe drei, aber nur zehn Prozent der Mädchen. Umgekehrt erreichten zehn Prozent der Burschen und 13 Prozent der Mädchen die Standards nicht. Größere Unterschiede gibt es in Englisch - diesmal zugunsten der Mädchen: Diese schafften einen Mittelwert von 535 Punkten gegenüber 502 Punkte bei den Burschen. Besonders groß ist die Punktedifferenz in den Hauptschulen, geringer in den AHS und Neuen Mittelschulen (NMS).

GETESTETE SCHÜLER: Insgesamt wurden für die Erhebungen 73.655 Schüler in den vierten Klassen Volksschule (Mathe) und 76.728 Schüler in den vierten Klassen Hauptschule/Neue Mittelschule/AHS-Unterstufe (Englisch) getestet. Das entspricht rund 97 bzw. 96 Prozent aller in Frage kommenden Schüler dieser Schulstufen, der Rest war am Testtag abwesend. Von vorneherein von der Überprüfung ausgenommen waren z.B. außerordentliche und behinderte Schüler.

HAUPTSCHULE UND NEUE MITTELSCHULE: Hauptschulen (480) und NMS (478) erreichen in Englisch im Schnitt praktisch die selben Werte. Einzig in Salzburg und Vorarlberg erzielen die NMS-Schüler um 39 bzw. 32 Punkte niedrigere Werte als jene an den Hauptschulen, in Wien scoren dagegen die NMS-Schüler sogar um 48 Punkte höher.

KOMPETENZSTUFEN: In der Mathematik erreichten zwölf Prozent die höchste Kompetenzstufe (Stufe 3: "Standards übertroffen", Mindestpunktanzahl 651) insgesamt sind das ca. 9.000 Schüler. 65 Prozent (49.300 Schüler) schafften Stufe 2 ("Standards erreicht", Mindestpunktezahl 457), zwölf Prozent (8.800 Schüler) Stufe 1 ("Standards teilweise erreicht", Mindestpunktezahl 410). Elf Prozent (8.700 Schüler) liegen auf der Kompetenzstufe "Unter 1" ("Standards nicht erreicht"). In Englisch wurde auf eine Einreihung in Kompetenzstufen verzichtet.

LEISTUNGSSTREUUNG: In der Mathematik erreichte die schlechteste Schule rund 350 Punkte, die beste rund 750 Punkte, in etwa die gleichen Werte wurden in Englisch verzeichnet. 19 der insgesamt 1.400 AHS/Hauptschulen/NMS verzeichneten einen Mittelwert von nur 350 bis 400 Punkten - darunter 17 Hauptschulen und zwei NMS. Die beste Hauptschule landete im Bereich zwischen 650 und 700 Punkten, die beste NMS zwischen 600 und 650 Punkten. Eine AHS erreichte den Spitzenwert von 700 bis 750 Punkten, keine einzige fiel unter einen Mittelwert von 500.

MIGRANTEN: Insgesamt haben 19 Prozent der getesteten Volksschüler und 18 Prozent der AHS-,Haupt- und NMS-Schüler Migrationshintergrund (jeweils exklusive Deutsche). In Mathe erreichten die Migranten einen Mittelwert von 481 Punkten, "einheimische" Schüler kommen im Schnitt auf 64 Punkte mehr (545). Das entspricht bei 68 Aufgaben rund sechs bis sieben gelösten Aufgaben. Vergleicht man nur Einheimische und Migranten mit gleichem Sozialstatus, halbiert sich der Leistungsunterschied fast auf 34 Punkte. Insgesamt erreichen 24 Prozent der Migranten die Standards nicht und 18 Prozent nur teilweise, bei den Einheimischen sind es neun bzw. zehn Prozent. In Englisch erreichten Migranten einen Durchschnittswert von 487 Punkten, Einheimische 526 Punkte. Diese Leistungsdifferenz von 39 Punkten ist fast vollständig durch den unterschiedlichen Sozialstatus der beiden Gruppen erklärbar - vergleicht man nur Jugendliche mit gleichem Sozialstatus, beträgt der Leistungsunterschied nur mehr sechs Punkte. In den Hauptschulen sind die Leistungsunterschiede zwischen Einheimischen und Migranten am höchsten (38 Punkte), in den AHS (18 Punkte) am geringsten.

SCHULTYPEN: In der Mathematik gab es mit der Volksschule nur einen getesteten Schultyp. In Englisch erreichten die AHS-Schüler im Schnitt 600 Punkte, die Schüler an Hauptschulen und Neuen Mittelschulen (NMS) lagen mit 480 bzw. 478 praktisch gleichauf weit dahinter. An den AHS sind die Englischleistungen am homogensten, in den Hauptschulen am heterogensten. (APA, 31.1.2014)