Teile Kärntens und Osttirols kämpfen mit großen Mengen an Neuschnee. Bäume knickten um, Straßen waren blockiert. Bei einem Lawinenabgang auf ein Haus in Irschen (Bezirk Spittal) wurde Freitagfrüh eine Person verschüttet. Laut Angaben des Roten Kreuzes wurde der Betroffene leicht verletzt gerettet und ins Bezirkskrankenhaus nach Lienz in Osttirol gebracht.

Bei einem Lawinenabgang auf eine Gemeindestraße in Innvervillgraten in Osttirol ist am Freitag ein Räumfahrzeug verschüttet worden. Wie Bürgermeister Josef Lusser mitteilte, kam für den Lenker des Radladers jede Hilfe zu spät. Der Lawinenabgang hatte sich gegen 9.30 Uhr ereignet. Über Nacht war im Villgratental bis zu einem Meter Neuschnee gefallen. Die Einsatzkräfte standen im Dauereinsatz.

ÖBB: Tauernachse gesperrt

Wegen der anhaltend starken Schneefälle haben die ÖBB zudem eine Reisewarnung für Osttirol und Kärnten ausgesprochen. "Wir ersuchen alle Fahrgäste, planbare Reisen auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben", sagte Posch. Der Fernverkehr auf der Tauernachse wurde aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres eingestellt. "Das Risiko, dass ein Zug hängenbleibt und wir die Passagiere nicht befreien können, ist zu groß."

Wie lange die Sperre der Tauernachse dauern wird, war vorerst nicht absehbar. "Ich rechne damit, dass die Sperre zumindest bis in die Abendstunden dauert", so der ÖBB-Sprecher. In Villach tage am Vormittag ein Krisenstab der ÖBB. Welcher Streckenabschnitt genau betroffen war, war vorerst unklar. Unterstützung vom Bundesheer wurde angefordert.

Im Bezirk Hermagor (Kärnten) fielen in der Nacht erhebliche Mengen Neuschnee. (Foto: Florian Jost)
Foto: Florian Jost/BFKDO Hermagor

Verkehrsbehinderungen

Die Niederschläge haben in Kärnten zu etlichen Verkehrsbehinderungen geführt. Bereits Donnerstagabend waren wegen akuter Lawinengefahr die B111 (Abschnitt Lesachtal) von Kötschach bis zur Osttiroler Landesgrenze sowie die B110 (Plöckenpassstraße) gesperrt worden. Freitagvormittag wurde die Tauernautobahn (A10) für Lkws über 7,5 Tonnen geschlossen.

Wegen eines umgestürzten Baumes wurde die Gailtalstraße (B111) bei Danz gesperrt, eine lokale Umleitung wurde eingerichtet. Wegen eines Lawinenabgangs musste die Nassfeld-Bundesstraße (B90) ab Tröpolach geschlossen werden. Kettenpflicht galt laut Polizeiangaben für den Gailbergpass sowie den Kreuzbergpass, der wegen eines hängengebliebenen Sattelschleppers nur einspurig befahrbar war.

Auf der Karawankenautobahn (A11) galt von Villach bis zur Staatsgrenze Kettenpflicht für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen. Auf der Südautobahn (A2) galt die Lkw-Kettenpflicht von Klagenfurt bis zur italienischen Staatsgrenze. Die Anhaltung der Schwerfahrzeuge auf der gesperrten Tauernautobahn erfolgte bereits in Italien beziehungsweise in Salzburg.

Schulen geschlossen

Im Kärntner Bezirk Hermagor bleiben am Freitag die Schulen geschlossen, berichtete der ORF Kärnten. Seit Donnerstag fielen dort rund 80 Zentimeter Neuschnee. Auch in Heiligenblut, Irschen und Oberdrauburg entfällt demnach aus Sicherheitsgründen der Unterricht. In anderen Bezirken gilt: Die Schüler sind entschuldigt, wenn der Schulweg zu gefährlich ist.

Auch im Bezirk Spittal bleiben die Schultore geschlossen. "Falls trotzdem einige Kinder in die betroffenen Schulen gekommen sind, ist überall gewährleistet, dass eine Aufsichtsperson da ist", sagte der für Bildungseinrichtungen zuständige Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).

Stromausfälle in Teilen Kärntens

In Kötschach-Mauthen wurde sogar ein Meter Neuschnee gemessen. Sperren gibt es im Lesachtal, es herrscht akute Lawinengefahr. In einigen Teilen des Landes kam es auch zu Stromausfällen. Gesperrt wurden auch mehrere Bahnstrecken. Zwischen Klagenfurt und Rosenbach (Bezirk Villach-Land), zwischen Hermagor und Kötschach (Bezirk Hermagor) sowie zwischen Lienz und Silian (Osttirol) wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, sagte ÖBB-Sprecher Christoph Posch Freitagfrüh.

Räumteams aus ganz Österreich wurden nach Kärnten beordert, um die betroffenen Streckenteile freizubekommen. "Wegen der Wetterlage ist heute überall mit Verspätungen zu rechnen", so Posch.

In Kärnten kämpft man gegen die Schneemassen. (Foto: Florian Jost)
Foto: Florian Jost/BFKDO Hermagor

Lawinen in Osttirol

In Osttirol wurden am Freitagmorgen rund 70 Zentimeter Neuschnee gemeldet. Vom Rauchkofel sollen zwar immer wieder Lawinen ins Tal gedonnert sein, gröbere Probleme gab es laut ORF Tirol aber vorerst nicht. Dennoch bleiben auch in den Tälern Osttirols 16 Schulen geschlossen.

Laut den Experten des Lawinenwarndiensts in Osttirol herrscht große Lawinengefahr, also Stufe 4 der fünfteiligen Skala. Auch in den Ötztaler und Zillertaler Alpen steige die Lawinengefahr im Lauf des Freitags auf groß an, hieß es.

Der Lawinenwarndienst Tirol erwartete viele mittelgroße, vereinzelt auch große Lawinen, die von selbst abgehen. Trockene Schneebrettlawinen könnten aus allen Hangrichtungen brechen, vermehrt jedoch in steilen, windabgewandten Einzugsgebieten oberhalb der Waldgrenze. In tiefen und mittleren Lagen könne zudem in Osttirol aus allen Hangrichtungen Schnee auf steilen Wiesenhängen in Form von Gleitschneelawinen abgleiten.

In Nordtirol westlich der Ötztaler Alpen und nördlich des Alpenhauptkamms ist die Lawinensituation laut den Experten wesentlich besser. Die Gefahr sei dort oberhalb der Waldgrenze erheblich, also Stufe "3" der Skala, darunter mäßig. Wintersportler sollten jedoch auch dort weiterhin defensiv unterwegs sein, weil der kürzlich gebildeter Triebschnee unverändert durch geringe Belastung gestört werden könne, riet der Lawinenwarndienst.

Fernbleiben von Arbeit in Ordnung

Kärnten versinkt im Schnee, da kommen viele zu spät oder gar nicht in die Arbeit. Ein Zuspätkommen oder Fernbleiben ist laut Arbeiterkammer (AK) gerechtfertigt, solange man alles Zumutbare unternommen hat, um an den Arbeitsplatz zu kommen. Außerdem bestehe die Verpflichtung, dem Arbeitgeber Bescheid zu geben, dass man es nicht rechtzeitig oder gar nicht in die Arbeit schafft.

"Wenn jemand wegen der Schneeverhältnisse nicht in die Arbeit gehen kann, muss er keinen Urlaubstag nehmen oder sich Zeitausgleich verrechnen lassen, da es sich um ein berechtigtes Fernbleiben vom Dienst handelt", erklärte AK-Kärnten-Arbeitsrechtsexpertin Melanie Preiss am Freitag in einer Aussendung. Eine Entlassung aufgrund wetterbedingten Verspätens oder Fernbleibens ist nicht erlaubt.

Für das Wochenende sind weitere Schneemassen prognostiziert. In manchen Gegenden soll es sogar zwei Meter Neuschnee geben. "Ein Tief über dem Mittelmeer führt sehr feuchte und zunächst noch mäßig kalte Luftmassen heran, die sich an der Alpensüdseite stauen", erklärte Meteorologe Thomas Rinderer von der Österreichischen Unwetterzentrale am Donnerstag. (red/APA, derStandard.at, 31.1.2014)