Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl hat Fehler beim Einsatz anlässlich der Krawalle rund um den Burschenschafterball zugegeben. Man habe eine "deeskalierende Taktik" verfolgt und so die Demolierung von rund 30 Geschäften und Lokalen am Stephansplatz, Graben etc. nicht verhindern können.

Das ist eine richtige, wenngleich späte Erkenntnis aus einem Ablauf, den man auch auf Youtube ("Akademikerball Demo NoWKR 24.01.2014") verfolgen kann. Hier kann man deutlich erkennen, dass der mindestens 100 Personen starke "Schwarze Block" von höchstens 15 bis 20 Polizisten begleitet wurde. 

Als dann am Stephansplatz die Vermummten zum Angriff übergingen (bei 3:28 im Video), ist die Situation nicht zu kontrollieren. Bei 5:30 rennen dutzende Vermummte an der Polizei vorbei in Richtung Graben. Bei 5:53 ruft ein verzweifelter Polizist ins Funkgerät: "Dringend Kräfte Stephansplatz! Dringend!" Das kann man "deeskalierend" oder "falsch eingeschätzt" nennen. Pürstl hat sich seinerzeit bemüht, alte Rambo-Unsitten der Polizei einzudämmen. Diesmal standen der Riesenaufmarsch, die Behinderungen für friedliche Demonstranten und die Schwäche der Polizei an neuralgischen Punkten im Widerspruch.

Inzwischen haben Rot und Grün im Wiener Gemeinderat dafür gestimmt, den Ball nicht mehr in der Hofburg stattfinden zu lassen. Die Wiener ÖVP, der nicht mehr zu helfen ist, stimmte nicht zu. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 30.1.2014)