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Yang Yuanqing

Foto: Reuters

Neun Jahre nach dem Kauf der IBM-Computersparte übernimmt Lenovo mit Motorola eine weitere Institution der US-amerikanischen IT-Branche. Ein Schritt, der zwar überrascht, aber logisch ist. Kommentierte Lenovos Geschäftsführer Yang Yuanqing doch schon vor Monaten in Hinblick auf den Smartphone-Markt: "Ein Stuhl, der auf zwei Beinen steht, ist nicht stabil." Zu den zwei Beinen Apple und Samsung soll nun also Motorola hinzukommen.

30 Dollar pro Monat

Ein ambitioniertes Ziel, allerdings hat YY, wie er intern genannt wird, in seinen 25 Jahren bei Lenovo schon einiges erreicht. Als er 1988 beim chinesischen Konzern für rund 30 Dollar pro Monat anfing, kämpfte Lenovo gerade darum, IBM-Produkte in China verkaufen zu dürfen. Mittlerweile hat Lenovo die IBM-PC-Sparte gekauft - ein Deal, der hauptsächlich Yang zu verdanken ist.

Dabei hätte der 1964 in der ostchinesischen Anhui-Provinz geborene Yang eigentlich in die Fußstapfen seiner Eltern treten sollen, die beide als Chirurgen tätig waren. Er entschied sich dann jedoch für Informatik. Eine Wahl, die der heutige Lenovo-Chef nicht bereuen dürfte, verdiente er doch allein im vergangenen Jahr rund 20 Millionen Dollar. Der "chinesische Bill Gates" (Bloomberg Businessweek) erfreut sich in seiner Heimat hoher Beliebtheit, unter anderem, weil er einen Teil seiner Bonuszahlungen an einfache Lenovo-Mitarbeiter auszahlen ließ. Auch die chinesische Staatsführung setzt auf Yang: So soll 2005 der damalige Premier Wen Jiabao bei einem Besuch der Lenovo-Zentrale in Peking gemeint haben, die Hoffnung Chinas läge auf Yangs Schultern.

Englisch im Büro

Dabei entspricht der 49-Jährige nicht unbedingt dem Klischee eines chinesischen Konzernführers. Vielmehr versucht Yang, eine internationale Atmosphäre bei Lenovo zu etablieren. Offiziell wird in den Büros des Hardwareherstellers nur Englisch gesprochen, weshalb Yang kurz nach der IBM-Übernahme in die USA zog, um sein Englisch aufzubessern. Weiters setzt der Konzernchef auf flache Hierarchien: Zu Beginn seiner Amtszeit verfügte er, dass alle hochrangigen Manager jeden Morgen am Eingang der Konzernzentrale stehen und einfache Mitarbeiter persönlich begrüßen sollen.

Mittlerweile ist Lenovo Weltmarktführer im PC-Markt, hierzulande vertreibt man etwa Tablets und PCs über den Discounter Hofer. Nun will man also auch bei Smartphones zur Weltspitze aufschließen. (Fabian Schmid, DER STANDARD, 30. Jänner 2014)