Der Kassensaal in Otto Wagners Postsparkasse gehört schon einer Signa-Tochter, denn die Bawag hat mit dem Gebäudeverkauf Kassa gemacht. Übersiedlungsgerüchte werden bestritten.

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Wien - In der Bawag machen, wieder einmal, Verkaufsgerüchte die Runde. Auf der Eigentümerseite der Bank werde sich "2014 etwas tun", heißt es in der Bank - was, davon gibt es zwei Varianten. Die eine geht in Richtung gänzlichen Verkaufs, laut der anderen Variante wollen die Bawag-Haupteigentümer, die US-Fonds Cerberus und Golden Tree, einen zusätzlichen Investor ins Boot holen. Man plane, so heißt es, bis zu zwei Milliarden Euro zu erlösen.

Offiziell werden beide genannten Varianten dementiert. Bankchef Byron Haynes spricht von "reinen Spekulationen"; die Bawag habe mit Cerberus und Golden Tree "gute Aktionäre in der Vergangenheit gehabt, und sie wird diese guten Aktionäre auch in Zukunft haben".

Die ehemalige Gewerkschaftsbank gehört heute zu 52 Prozent Cerberus Capital Management, die 2012 rund 39 Prozent ihrer Anteile an Golden Tree Asset Management weitergegeben hat. Zudem gibt es noch indirekte Aktionäre: die Österreichische Post AG, die Generali Holding Vienna AG, Wüstenrot sowie eine Gruppe österreichischer Industrieller, zu denen auch Hannes Androsch gehört.

Schon im Vorjahr hatte es Gerüchte gegeben, wonach sich die russische Sberbank (sie hat die Volkbank International, VBI, gekauft) für die Bawag interessiere. Auch Ideen zu einem Börsengang wurden kolportiert.

Geldbedarf

Geld kann die Bawag jedenfalls brauchen, sie hat derzeit noch 350 Mio. Euro an staatlichem Partizipationskapital in den Büchern und ein riesiges Prozessrisiko am Hals. Das Staatsgeld "wollen wir zurückzahlen, sobald wir das können", wie Haynes zum Standard sagt. Insgesamt hat das Institut 550 Mio. Euro vom Staat bekommen, 200 Millionen davon sind bereits zurückbezahlt.

Weiteres pekuniäres Ungemach und Finanzbedarf könnten aus Linz auf die Bank zukommen: Im Prozess um die Swap-Geschäfte mit der oberösterreichischen Landeshauptstadt geht es um bis zu 500 Millionen Euro. Ein Vergleich wird sich früher oder später wohl aufdrängen, denn die halbe Milliarde könnten sich weder Klägerin Linz noch die beklagte Bawag leisten. "Das Gerichtsverfahren ist den Amerikanern ein großer Dorn im Auge, und den Staat wollen sie auch so schnell wie möglich wieder los sein", kommentiert ein Aufseher.

Laut Haynes hat sich die Bawag dank ihres Sparkurses gut aufgestellt, das Mitarbeiterabbauprogramm "Bolero" werde heuer abgeschlossen, die Zahl der Beschäftigten falle damit unter 3800. Details nannte er aber nicht, man sei gerade dabei, die Bilanz zu erstellen.

Zuletzt hat die Bank viel versilbert, neben größeren Kreditportfolien gleich auch ihre Zentrale am Wiener Georg-Coch-Platz. Das von Otto Wagner erbaute Postsparkasse-Gebäude im Wert von rund 150 Mio. Euro ging an eine Signa-Tochter, die Bawag bleibt aber vorläufig im Haus. Sie hat einen mehrjährigen Lease-back-Vertrag geschlossen.

Gerüchte, wonach die Bawag-Banker nach Vösendorf südlich von Wien, in ein ehemaliges Konsum-Österreich-Gebäude übersiedeln sollen, entlockt dem Briten Haynes nur einen Satz: "Das ist mir völlig neu." (Renate Graber, DER STANDARD, 31.1.2014)