Dum Dum Girls - Too True (Subpop)

Foto: james orlando

Eigentlich könnte die Frau mit ihrer Kunst schon weiter sein. Immerhin arbeitet Dee Dee Penny alias Kristin Welchez aus Los Angeles mit ihren Dum Dum Girls schon seit 2008 intensiv daran, die etwas abgerockte Krone des Volks-Rock'n'Roll amerikanischer Girlsband-Prägung zu neuem Glanz zu bringen. Als historische Einflüsse gesellen sich zu einschlägigen historischen Vorbildern wie den Shangri-Las oder Blondie, aber auch den Ramones oder jenen klassischen Sounds, die man etwa auf der Single Crimson And Clover von Tommy James & The Shondells von 1968 insbesondere auch im wuchtigen, verhallten Schlagzeug hört, wildere Klänge.

Dazu rocken gemeinsam mit Dee Dee jeweils drei Frauen in Teilzeit. Man trägt zerrissene Strumpfhosen und Lederjacken sowie drastische britische Wochenend-Vorstadtschminke. Zum öffentlichen Bild gesellen sich rebellisches Zigarettenrauchen und eine derbe Rede. All das soll innere Sensibilität und romantisch verklärte Verletzlichkeit kaschieren. Der Bandname verweist zusätzlich auf wilde Hunde wie Iggy Pop. Von dessen altem Lumpenbohème-Hit Dum Dum Boys aus den 1970er-Jahren hat Dee Dee Penny, die mittlerweile zwischen Los Angeles und New Fucking York pendelt, nämlich den klingenden Kampfnamen entlehnt.

Nein, diesen Frauen braucht niemand als Gentleman die schweren Verstärker, schmutzigen Kabel und chinesischen Danelectro-Gitarren tragen. Diese Band beschäftigt dafür dankbare Verehrer. Die Danelectro-Gitarren sind übrigens aus Pressholzplatten und Masonite gebaut, Materialien aus dem Möbelbau. Sie "twangen" schön Richtung Surfrock der 1960er-Jahre, sind nicht schwer und verwenden im Original als Tonabnehmer Lippenstifthüllen aus Metall. Das hat Klasse.

Auf Too True, dem neuen Album der Dum Dum Girls werden die wilden Anteile zurückgefahren, dafür gesellen sich zu den nachdenklichen Melodien tief im Hallraum vielfach Keyboards. Sie werden von Sune Rose Wagner gespielt, die mit ihrer geistesverwandten Band The Raveonettes aus Dänemark kommt und deshalb amerikanischer klingt als die Amis selbst. Wir hören also Vintage-Rock'n'Roll mit modernen Mitteln gedeutet, der eventuell aus einer kommerziellen Absicht heraus 2014 stark Richtung Lana Del Rey geht. Das klingt sehr fesch. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 31.1.2014)

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