Moskau - Die Währungskrise in den Schwellenländern hat Russland voll erfasst. Der Rubel ist gegenüber dem Euro am Mittwoch auf ein historisches Rekordtief gefallen. Ein Euro kostet inzwischen mehr als 48 Rubel. Innerhalb einer Woche hat die russische Landeswährung damit fünf Prozent nachgegeben; von ihrem Jahreshöchststand ist sie gar 20 Prozent entfernt. Auch gegenüber dem Dollar sind die Verluste gewaltig.

Analysten machen dafür einerseits die strengere Geldmarktpolitik der US-Notenbank verantwortlich, die Währungen in einer Reihe von Schwellenländern unter Druck setzt. Andererseits gibt es aber auch ganz hausgemachte Probleme: "Eine schwache Wirtschaft hat eine schwache Währung", erklärte Jewsej Gurwitsch, Leiter einer Expertengruppe im russischen Finanzministerium. Das russische BIP-Wachstum hat sich im vergangenen Jahr deutlich abgeschwächt und wird voraussichtlich auch heuer hinter den Wachstumsraten der Weltwirtschaft zurückbleiben.

Die Rubelschwäche birgt zusätzliche Risiken. Sie heizt vor allem die Inflation in Russland weiter an, da die Importe teurer werden. Das offizielle Inflationsziel liegt heuer bei sechs Prozent, laut Gurwitsch könnte sie nun um mindestens ein Prozent steigen. In den Banken versuchen Bürger, Erspartes in Devisen umzutauschen.

Einschränkung in der Geldpolitik

Trotzdem scheint zumindest ein Teil der russischen Führung um Finanzminister Anton Siluanow bewusst den Rubel zu schwächen, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Das Ministerium hat in den letzten Monaten Rubelbestände auf den Markt geworfen, um Devisen zu kaufen. Für das Budget ist das kein Problem: Als Öl- und Gasexporteur erzielt Russland ohnehin einen Großteil seiner Einnahmen in Dollar, die Ausgaben dagegen laufen in Rubel.

Allerdings werden damit auch die Pläne, den Rubel noch heuer zu einer frei floatenden Währung zu machen, in Frage gestellt: Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew - bis zum letzten Sommer Vizechef der russischen Zentralbank - sprach sich angesichts des freien Rubel-Falls für Einschränkungen in der Geldpolitik aus. Auch die Zentralbank, die lange bei den Freischwimmversuchen des Rubels zugesehen hatte, musste ihm zuletzt einen "Rettungsring" zuwerfen und intervenierte auf dem Devisenmarkt. (ab, DER STANDARD, 30.1.2014)