Das News-Team aus "Anchorman 2", welches mediale Veränderungen mit Sprungkraft bewältigt: David Koechner (v. li.) als Champ Kind, Paul Rudd als Brian Fantana, Will Ferrell als Ron Burgundy und Steve Carell als Brick Tamland. 

Foto: Paramount

Wien - Ron Burgundy ist eine Klasse für sich, und er weiß es. So unerschütterlich ist seine hohe Meinung von sich selbst, dass sogar gesicherte Erkenntnisse wie jene, dass der Ortsname San Diego auf den Schutzpatron der Stadt zurückgeht, von ihm nicht anerkannt werden, wenn er davon überzeugt ist, dass "keiner weiß, was es bedeutet".

Ron Burgundy war zuerst einmal die Hauptfigur eines ziemlich lustigen Films, Anchorman (2004). Inzwischen hat er ein Buch geschrieben: Let Me Off at The Top! My Classy Life and Other Musings. Und jetzt haben Will Ferrell (Darsteller und Autor) und Adam McKay (Regisseur und Autor) Ron Burgundy nach zehn Jahren Sendepause zurück auf die Leinwand geholt:

Der Nachrichtensprecher beziehungsweise "anchorman" aus San Diego ist seither mit seiner beruflichen wie privaten Partnerin Veronica Corningstone (Christina Applegate) nach New York übersiedelt. Nun schreiben wir das Jahr 1979, die (Pelz-)Krägen sind immer noch breit und die Frisuren groß - wie Burgundys Ego. Das Paar macht in Doppelmoderation, bis der Chef eines Tages beschließt, Burgundy zu feuern - "come again?" -, und Corningstone zu befördern. Ein Schritt, der in der privaten Trennung gipfelt: Ein Burgundy kann die Emanzipation im Großen zwar nicht aufhalten. Er kann ihr im Kleinen aber im Weg stehen und kräftig schreien:"Ich - oder der Job!"

Ein Schnitt und "sechs Monate später" ist der Mann folglich alleine und auf dem selbst gewählten Weg nach ganz unten, bis ihm ein Retter mit einem ungewöhnlichen Vorschlag erscheint. Burgundy soll zurück ins Fernsehstudio, man stehe kurz vor Start eines 24-Stunden-Nachrichten-Kanals: "Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe," prustet der auserwählte Insider.

Aber natürlich ist er, spätestens, wenn er sein altes News-Team wieder um sich hat, genau der Richtige, um das seriöse Nachrichtengeschäft und den investigativen Journalismus so gründlich an die Wand zu fahren, dass die Masse jubelt und der Quote (und dem australischen Eigentümer) zum Sieg über alles Relevante verhilft.

Hohes Tempo, viele Pointen

Anchorman 2 - The Legend Continues hingegen ist alles andere als eine jener Fortsetzungen, die es sich mit Erfolg und Bekanntheit des Originals gemütlich machen und als eigenständiger Film dann enttäuschen. Aber Ferrell und McKay, die das Drehbuch gemeinsam entwickelt haben, setzen von Beginn an auf Tempo und Pointendichte - und halten beides bis zum Filmende durch.

Das gelingt nicht zuletzt deshalb, weil hier merklich viel Arbeit auf die einzelnen Szenen verwendet wurde, die jede für sich auch als Sketche im Sinn des berühmten Satire-TV-Formats Saturday-Night-Live funktionieren würden. Schon wenn Burgundy und Corningstone sich am Beginn einfach nur für ihre Sendung warmreden, hat man den Eindruck, dass das, was auf die Leinwand kommt, ebenfalls auf solider Aufwärmarbeit off-screen basiert. Außerdem wird nicht nur mit Wortwitz operiert - Anchorman 2 reitet auch genüsslich und wirkungsvoll auf mimischen Eigenheiten, auf Lautmalerei und Störgeräuschen herum.

Dafür ist ausschlaggebend, dass vor der Kamera ausgewiesene Komiker agieren. Das Kernensemble von Teil eins - neben Ferrell und Applegate sind dies Paul Rudd, David Koechner sowie ein diesmal völlig jenseitig lustiger Steve Carell - hat sich vollzählig wieder eingefunden. Und Kollegen wie Kristen Wiig, Sacha Baron Cohen, Jim Carrey oder Will Smith machen hier gerne für einen Kleinstauftritt ihre Aufwartung.

Schließlich pflegt dieser Film ja nicht nur die hohe Kunst des tieferen Blödsinns aufs Schönste. Er hat dabei auch eine ernsthafte und unterstützenswerte Mission. Anchorman 2 ist nämlich ein Plädoyer gegen systematische Verblödung durch Medien und gegen die Allmacht des ökonomischen Kalküls. Ron Burgundy hat letztlich eben wirklich Klasse und Arsch in der Schlaghose. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 30.1.2014)