"Ziemlich starke Frauen": Sechsteilige Dokusoap auf ZDF neo.

Foto: ZDF / Frank W. Hempel

Anna Schaffelhuber ist Olympiaanwärterin und hat fest vor, in Sotschi eine Goldmedaille zu holen. Dunja Fuhrmann klettert im Kletterpark zielstrebig den überhängenden Kunststoff­felsen empor. Carolin Fischer ist neben ihrem Krankenhausjob ein begehrtes Fotomodel. Und Ina Schallenberg besucht gerade ihren ersten Tanzkurs. Alle diese Frauen sind jung, bildhübsch und querschnittsgelähmt.

Im Rollstuhl zu sitzen, so die Message der Dokusoap "Ziemlich starke Frauen" auf ZDF neo, heißt nicht, dass man kein schönes Leben führen kann. Wie wahr. Nun kann man dem Spartensender zwar vorwerfen, die Welt ein wenig heiler gezeichnet zu haben, als sie ist. Denn wie sähe die Dokumentation aus, wären es keine sportbegeisterten, formvollendeten, aufgeweckten jungen Damen, die sich hier in ihren Alltag blicken lassen? Andererseits: Warum sollten ausgerechnet gehandicapte Menschen weniger Glamour, Freude oder Fitness ausstrahlen als der Rest des Dokusoap-Universums? Das Fernsehen betreibt hier schlichtweg Aufklärung: Rollstuhlfahrer sind nicht krank, Befangenheit ist gänzlich unnötig.

Der Sechsteiler (ab Donnerstag, 20.15) verharmlost auch nicht. Carolin Fischer etwa meint in Erinnerung an ihren lebensverändernden Sturz als 13-Jährige: "Du musst dann leider sofort erwachsen werden." Und im Elternhaus von Dunja Fuhrmann, bei der ein Zeckenbiss im Teenageralter zur Querschnittslähmung führte, fließen heute noch manchmal Tränen wegen der körperlichen Beeinträchtigung der Tochter. Dunja muss dann die Mama trösten und es auch noch aushalten, immer wieder ein Grund der Sorge anderer zu sein. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 30.1.2014)