München/Wien - Die Zahl der Masern-Erkrankungen hat in Bayern im vergangenen Jahr mit 787 Fällen den höchsten Stand seit 2002 erreicht. 90 Prozent der Fälle seien in Oberbayern erfasst worden, davon allein 306 im Stadtgebiet München. 2012 gab es in ganz Bayern lediglich 70 Masern-Fälle - zehn Mal weniger als 2013. Der erneute Anstieg der Masern-Quote habe sich zwar bereits angekündigt, sei aber "relativ extrem", sagt Kathrin Heydebreck von der deutschen Techniker-Krankenkasse.

Seit 2002 ist die Krankheit in Österreich meldepflichtig, rund 1.000 Fälle wurden seither gemeldet. Die WHO rechnet mit einer Dunkelziffer vom Faktor Zehn. "Das wären in Österreich rund 10.000 Erkrankungen", heißt es von Seiten des Gesundheitsministeriums. Mit diesen Zahlen wurde auch die kürzlich initiierte Impf-Kampagne "Masern sind kein Kinderspiel" gerechtfertigt.

Obwohl in Österreich seit 1998 durch das Kinderimpfprogramm Masern, Mumps und Röteln (MMR-Impfstoff) eigentlich "verbannt" sein sollten, ist das noch längst nicht der Fall, meinte Pamela Rendi-Wagner, Sektionsleiterin für Öffentliche Gesundheit im Ministerium, bei der Präsentation der Kampagne vor zwei Wochen.

Angestrebtes Ziel ist "Herdenschutz"

Die Erstimpfung sollte Rendi-Wagner zufolge ab dem elften Lebensmonat erfolgen, die zweite Impfung bis zum Ende des zweiten Lebensjahres. Derzeit liegt die Schutzrate bei den zweijährigen Kindern in Österreich zwischen 60 bis 80 Prozent. Erst ab einer Durchimpfungsrate der Bevölkerung von 95 Prozent ergibt sich der sogenannte "Herdenschutz", der durch die Unterbrechung der Viren-Zirkulation für Personen, welche die Erkrankung nie gehabt haben oder nicht geimpft werden können (beispielsweise Säuglinge unter elf Monaten, Immunsupprimierte und Schwangere) entscheidend ist.

Neben Eltern und ihren Kleinkinder sind junge Erwachsene die zweite Zielgruppe. Laut Angaben des Gesundheitsministeriums gibt es in Österreich MMR-Impflücken bei den jungen Erwachsenen ab Mitte 20 bis Ende der 30er-Jahre. Seit Sommer 2011 wird allen Österreichern bis zum Alter von 45 Jahren die Nachholimpfung kostenlos angeboten. (APA/red, derStandard.at, 29.1.2014)