Zurück zur Kernfrage: Sollen die "Schlagenden" im Jänner 2015 wieder in der Hofburg feiern dürfen? Die Antwort ist eine politische: Nein. Weil es mit der Selbstachtung der Republik Österreich schlecht vereinbar ist, Verbände mit fragwürdigem Verhältnis zu ebenjener Republik in deren zentralem historischem Gebäude auftrumpfen zu lassen.

Es geht um die Natur der schlagenden Verbindungen. Nicht alle sind rechtsextrem. Aber etliche. Und praktisch alle sind deutschnational. Das zeigt sich schon daran, dass die Brustbänder der Herren auf dem Ball in Schwarz-Rot-Gold gehalten sind. Mit der Aufschrift "Ehre, Freiheit, Vaterland". Welches Vaterland? Deutschland oder Österreich? Die Verbindungen verwenden im Verhältnis zum Nationalsozialismus meist eine kaum verhohlene Codesprache. Die Burschenschaft "Olympia" (Mitglieder u. a. die FP-Abgeordneten Martin Graf und Harald Stefan) forderte die Abschaffung des NS-Verbotsgesetzes und lud 2005 den Holocaust-Leugner David Irving zu einem Vortrag (der verhindert wurde).

Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW), ein Kenner der Szene, arbeitet in einem Interview mit der Website neuwal.com die Unterschiede zu den katholischen, nicht schlagenden, österreichpatriotischen Studentenverbindungen (wie etwa dem CV) heraus: "Deutschnationalismus ist die Scheidelinie. Und das Schlagen von Mensuren. Eine Unterscheidung dabei ist das Verhältnis zum Vaterland. In der gesamten Korporationsfamilie gibt es das Bekenntnis zum Vaterland. Nur - einmal ist das Vaterland Österreich und das andere Mal Deutschland ... Deutschnational ist gleich antiösterreichisch." Damit sollte die Frage nach dem Ball 2015 in der Hofburg eigentlich beantwortet sein. Tatsächlich fand er einmal, 2012, nicht statt. Die Pachtgesellschaft verweigerte sich angesichts der damaligen Krawalle. Etliche Gesellschafter der Pachtgesellschaft zogen sich auch zurück.

Daraufhin sprang die FPÖ in die Bresche. Sie versuchte, durch parlamentarische Anfragen über angebliche Förderungen die Gesellschafter unter Druck zu setzen. Entscheidend war aber, dass die FPÖ 2013/14 den "Wiener Korporationsring" als Veranstalter ablöste. Die Besucher blieben dieselben, nur die FPÖ war jetzt Tarn- oder Schutzmantelorganisation. Die "Schlagenden" waren immer der harte Kern der FPÖ, unter Strache wieder stärker. 15 schlagende Burschenschafter (40 Prozent) sitzen im FP-Abgeordnetenklub. Dazu etliche schwer rechte Parlamentsangestellte.

Die deutschnationalen Burschenschaften sind die moderne FPÖ. Dass diese den Ball um jeden Preis ausgerechnet in der Hofburg abhalten will, ist Symbolpolitik: der historisch starke Deutschnationalismus soll in Österreich (wieder) hochoffiziell legitimiert werden.

Die Betreiber könnten ihnen die Hofburg aus geschäftlichen Erwägungen (zu viel Krawall) verweigern. Die Regierung kann das formell nicht anordnen, aber wohl diskrete Wünsche äußern. Sie müsste nur den Mut dazu aufbringen. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 29.1.2014)