Wien - Die FPÖ und ihre Akademiker feiern zwar miteinander einen Ball mit hohem Lärmpegel, als Wählergruppe sind die Akademiker für die Freiheitlichen aber von äußerst begrenzter Wichtigkeit. "Wahlstrategisch sind Akademiker für die FPÖ unwichtig, weil sich die Proteststimmen der FPÖ-Wähler oft gegen Eliten oder als Eliten empfundene Gruppen jeder Form richten, und darunter sind oft Akademiker", erklärt Politikwissenschafter Peter Filzmaier im STANDARD-Gespräch: "Der durchschnittliche FPÖ-Wähler hat auch wenige Identifikationspunkte mit dem ,Akademikerball'."

Freiheitliche Akademiker mit entsprechender Expertise - seien es Juristen, Wirtschafts- oder Budgetexperten - "braucht die FPÖ, die ja Regierungsabsicht hat, aber als Personalpool. Das ist dieses schmale Segment, auf das auch Strache zurückgreifen müsste", sagt Filzmaier. Denn die wenig gloriose Regierungsperformance der Blauen ab 2000 sei ja nicht nur einzelnen, schwachen Ministern anzulasten, auch für die Kabinette wären qualifizierte Vertrauensleute nötig gewesen. Der "harte FPÖ-Kern" aus Korporierten liegt laut Filzmaier im "niedrigen einstelligen Prozentbereich".

Filzmaiers Institut für Strategieanalysen und Sora haben bei der Nationalratswahl 2013 für den ORF eine Wahltagsbefragung über das "Wahlverhalten nach formaler Bildung" gemacht, aus der hervorgeht, dass die FPÖ bei Akademikern am wenigsten punkten kann. Hätten nur Wähler mit Universitätsabschluss gewählt, dann wäre die FPÖ (Schwankungsbreite mitzudenken) mit nur vier Prozent die kleinste Oppositionspartei geworden, hinter Team Stronach (fünf Prozent), BZÖ (sieben Prozent) und der SPÖ, die auch nur neun Prozent der Akademiker angekreuzt hätten. Die Grünen, die im Gegensatz zur FPÖ, wie Filzmaier betont, bewusst Maturanten als Erstwähler und Studierende umwerben, wären bei einer reinen Akademikerwahl Erste geworden (30 Prozent), knapp vor der ÖVP mit 29. Platz eins (35 Prozent) gäbe es für die FPÖ dann, wenn nur Wähler mit Lehrabschluss wählen würden. (Lisa Nimmervoll, DER STANDARD, 29.1.2014)