Simples "danke": Ein kleiner Anfang für gutes Feedback. Aber selbst das fehlt meist.

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Die Anerkennungskultur in österreichischen und deutschen Unternehmen lässt zu wünschen übrig, zeigt eine Umfrage von "Kraftwerk Anerkennung". Demnach wird Mitarbeitern im Schnitt nur alle 75 Tage ein Lob ausgesprochen. Je länger man beschäftigt ist, umso seltener kommt Lob: Nach mehr als zehn Jahren im selben Unternehmen muss sogar über 100 Tage aufs nächste "Danke" gewartet werden. Und das, obwohl im sogenannten postmaterialistischen Karrieren-Zeitalter angeblich alle wissen, dass Beachtetwerden und Wertschätzung die stärksten Bindemittel sind.

Laut der Online-Umfrage bei 200 Personen klaffen Eigen- und Fremdwahrnehmung weit auseinander: Während vier von fünf der befragten Führungskräfte angeben, häufig Lob auszusprechen, meinen zwei von drei Mitarbeitern, nur selten Anerkennung zu erhalten.

Wunsch und Wirklichkeit

"Wir wollten unser eigenes Bild auf den Prüfstand stellen", erläutert Patrick Killmeyer, Gründer und Ideengeber von Kraftwerk Anerkennung, die Beweggründe für die Umfrage "Anerkennungskultur in unserer Wirtschaft" an der 200 Personen vorrangig aus Österreich und Deutschland teilgenommen haben: "Uns wurde in persönlichen Gesprächen oft gesagt, dass alles bestens sei. Das hat sich – leider – nicht bewahrheitet." Die Umfrage zeige ein anderes Bild der Realität, als sie viele Führungskräfte wahrnehmen.

Wundern darf es einen nicht, dass die meisten Unternehmen so schlecht abschneiden. Durchschnittlich nur alle 75 Tage erhält ein Berufstätiger anerkennende Worte.  "Wenn jemand zu Jahresbeginn eine Anerkennung erhält, kann er erst wieder Mitte März auf ein Lob hoffen. Dazwischen liegt eine Motivations-Durststrecke von zweieinhalb Monaten“, verdeutlicht Killmeyer die ernüchternden Zahlen.

Je länger man bereits im Unternehmen ist, umso länger sollte auch der Atem sein. Mitarbeiter, die seit mehr als zehn Jahre im selben Unternehmen beschäftigt sind, müssen über 100 Tage auf Anerkennung warten: Mitte April, zu Ostern also, ist es dann für sie wieder soweit.

Ein "Danke" ist nicht genug

Ein weiteres interessantes Detail aus der Umfrage: Eigenwahrnehmung und Fremdwahrnehmung klaffen weit auseinander. Mehr als 81 Prozent der befragten Führungskräfte geben an, häufig Lob oder Anerkennung auszusprechen. Dem gegenüber meinen 67 Prozent der Mitarbeiter, nur selten Anerkennung zu erhalten.

"Ab und zu ein 'Danke'" sei laut einem Teilnehmer das Maximum dessen, was man erfährt. Dabei hat er es offenbar noch gut getroffen. Befragt nach der Art der Wertschätzung, die sie erhalten, ist die Auswahlmöglichkeit "keine Wertschätzung" mit 23 Prozent Spitzenreiter, dicht gefolgt von "Lob" (22 Prozent) und "Danke" (13 Prozent). Anerkennung – der Ausdruck der Wertschätzung einer Stärke – ist mit neun Prozent weit abgeschlagen. "Lob oder ein 'Danke' ist sicher besser als gar nichts. Aber erst Anerkennung erhöht die Identifikation mit dem Unternehmen und die Einsatzbereitschaft", weiß Killmeyer.

Anerkennung als positive Spirale

Neun von zehn Befragten wünschen sich Maßnahmen für mehr Anerkennung im Unternehmen und würden diese auch aktiv unterstützen. "Die Anerkennungskultur muss der Vorgesetzte also nicht alleine tragen. Im Gegenteil: Es ist entscheidend, dass alle Mitarbeiter das Geben von Anerkennung verinnerlichen und so dauerhaft eine Anerkennungskultur etablieren, gerade in Zeiten immer flacherer Hierarchien und Matrixorganisationen", betont Killmeyer. Moderne Kommunikation auf Augenhöhe kann Änderung bewirken. "Wer großzügig, ehrliche Anerkennung gibt, wird häufig ein positives Echo erleben, was die Umfrage auch eindrucksvoll bestätigt! Das ist doch eine gute Aussicht." (Karin Bauer, derStandard.at, 28.1.2014)