Frankfurt - Bei der angeschlagenen Autowerkstattkette ATU, die auch Standorte in Österreich betreibt, könnten nach dem Wechsel an der Unternehmensspitze einzelne Standorte geschlossen werden. "Wir werden alle Standorte nochmals kritisch auf den Prüfstand stellen", sagte der Vorsitzende des Aufsichtsrats und Interims-Vorstandschef, Norbert Scheuch, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstagausgabe).

Schließungen seien nicht ausgeschlossen, so Scheuch. Wegen eines bis 2018 laufenden Beschäftigungsvertrags müsste dabei aber jede einzelne Schließung hart erkämpft werden. ATU schreibt schon seit längerem rote Zahlen und ringt dabei vor allem mit hohen Mieten. Die knapp 650 Werkstätten kosten nach Angaben der Zeitung im Jahr etwa 115 Mio. Euro an Miete und gehören einer kleinen Zahl von Vermietern, was deren Verhandlungsposition stärkt. Dennoch wolle Scheuch - wie sein Vorgänger - mit ihnen verhandeln und droht ihnen dabei auch mit der Schließung.

Frisches Kapital

Am Montagabend hatte ATU angekündigt, dass der erst im Juni 2013 ernannte Geschäftsführer Hans-Norbert Topp wieder gehen muss. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Aufsichtsratschef Norbert Scheuch den Posten. Anfang Dezember hatten sich Eigentümer und Gläubiger auf eine Restrukturierung und eine umfassende Entschuldung vereinbart.

Der bisherige Eigentümer, der US-Finanzinvestor Kohlberg Kravis Roberts (KKR) zog sich zurück, neuer Besitzer ist der bisher größte Anleihegläubiger von ATU, die Investment-Gesellschaft Centerbridge. Wie vereinbart konnte ATU dank der Einigung den Großteil der drückenden Schulden von 765 Mio. Euro abbauen, da die Anleihegläubiger auf Forderungen in Höhe von mehr als 600 Mio. Euro verzichteten und im Gegenzug Anteile an ATU bekamen.

Zudem wurde ATU mit frischem Kapital in Höhe von etwa 100 Mio. Euro ausgestattet. Der US-Investor HayFin Capital Management gibt der Firma darüber hinaus einen Kredit über 75 Mio. Euro. ATU hat bereits eine längere Sanierung hinter sich und strich 2.000 Arbeitsplätze. ATU ist in Deutschland Marktführer. In 650 Filialen in Deutschland, Österreich, Tschechien, den Niederlanden, Italien und der Schweiz arbeiten rund 12.000 Mitarbeiter. (APA, 28.1.2014)