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Bitter.

Foto: APA/Gindl

Innsbruck - Am Samstagabend, nach seinem Sieg bei der Hahnenkammabfahrt, dem größten Erfolg seiner Karriere, hatte Hannes Reichelt noch gesagt, "dass ich nur sauber auf dem Ski stehen muss, dann tut mir der Rücken gar nicht weh." Am Montag allerdings wurde der Grund für seine Kreuzschmerzen offenbar. Bei einer MRI-Untersuchung im Sanatorium Kettenbrücke in Innsbruck diagnostizierte man einen schweren Bandscheibenvorfall.

Der 33-jährige Salzburger wurde noch am Montag operiert, die Saison ist für ihn zu Ende. Und damit ist wohl auch die letzte Chance auf eine Olympiamedaille dahin. Reichelt: "Zum Glück habe ich mich heute noch zu dieser Untersuchung entschlossen, sonst hätte das schlimme Folgen für mich haben können. Die Bilder sprechen leider für sich, und eine Operation ist unausweichlich. Die Gesundheit geht einfach vor, und ich möchte nach meiner Karriere noch sportlich aktiv sein. Leider ist damit auch der Olympia-Traum geplatzt."

Die OP im Innsbrucker Sanatorium Kettenbrücke ist ohne Komplikationen verlaufen. Der Eingriff beim 33-Jährigen hat nach Angaben des behandelnden Arztes Michael Gabl rund 45 Minuten gedauert. "Dem Patienten geht es relativ gut, und die Lähmungserscheinungen im Bein haben sich deutlich gebessert", berichtete Gabl am Dienstagvormittag.

"Beim Eingriff wurde ein etwa daumengroßes Knorpelfragment, welches sich von der Bandscheibe gelöst hatte und frei im Nervenkanal lag, entfernt. Noch heute wird die Drainage entfernt. Zudem darf der Patient erstmals kurz aufstehen", so Gabl.

Reichelt hatte sich aufgrund seiner Beschwerden erst nach Einnahme von Schmerzmitteln und unmittelbar vor dem Start für die Teilnahme am Rennen in Kitzbühel entschieden. Neben dem Sieg auf der Streif sammelte der Radstädter, der 2011 Vizeweltmeister im Super-G geworden war, in der heurigen Saison drei zweite Plätze und galt als einer der Favoriten für die Olympia-Abfahrt in Sotschi. ÖSV-Sportdirektor Hans Pum: "Hannes ist in der Form seines Lebens. Das ist natürlich bitter, aber die Gesundheit geht vor. Wir wünschen ihm alles Gute und schnelle Genesung, damit er bald wieder zurückkommt."

Puchner dabei

Der Ersatzmann für Hannes Reichelt in Sotschi heißt Joachim Puchner. Nach Reichelts Ausfall wurde der 26-jährige Salzburger am Montagabend als zwölfter Mann fürs Alpin-Team der Herren nominiert. Puchner ist ein Kandidat für Starts in Abfahrt, Super-G und Super-Kombination, hat aber vor allem in den Speed-Bewerben nur Außenseiterchancen.

Die Karten im ÖSV-Aufstellungspoker werden damit neu gemischt. In der Abfahrt wäre Reichelt als aktueller Zweiter im Abfahrts-Weltcup Fixstarter Nummer eins gewesen. Max Franz und Matthias Mayer haben gute Karten, in der Olympia-Abfahrt fix dabei zu sein.

Klaus Kröll, Georg Streitberger, Romed Baumann, Otmar Striedinger und Puchner werden sich wohl in den Trainings vor Ort beweisen müssen. Im Super-G sollte nun für Streitberger, Mayer, Max und Striedinger alles klar sein. Nur Außenseiterchancen haben Baumann, Kröll und Puchner.

Reichelt wäre auch erster Anwärter auf den vierten und letzten Riesentorlauf-Platz neben Marcel Hirscher, Benjamin Raich und Philipp Schörghofer gewesen. Nun dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit Baumann zum Zug kommen. Und auch in der Super-Kombi ist mit dem Out für Reichelt ein Platz offen, den nun Puchner "erben" könnte. Dort gelten Baumann, Raich und Mayer als Fixstarter. (bez/APA, DER STANDARD, 28.01.2014)