Fein essen gehen könnte demnächst als Akt zivilen Ungehorsams gelten. Unter Österreichs Spitzenköchen formiert sich nämlich Widerstand, einige bereiten sich sogar explizit darauf vor, in die Illegalität zu gehen.

Was die sonst als eher brav bekannten Edelköche zu Revoluzzern werden lässt, ist die geplante Saatgutverordnung der EU, wonach Gemüse, Obst, Kräuter nur noch nach teurer Zertifizierung verkaufsfähig wären. Die Industrie will das (no na). Gärtner, die rare, geschmacksintensive Sorten anbauen, würden aber in den Ruin getrieben.

Zahllose, seit Jahrhunderten gepflegte Kulturpflanzen wären damit auf einen Schlag nicht mehr verkaufsfähig. Heinz Reitbauer vom Steirereck, Thomas Dorfer vom Landhaus Bacher und etliche andere Topköche sind wild entschlossen, ihren Bauern auch weiterhin solch wahrhaft gutes Gemüse abzunehmen - ob illegal oder nicht.

Vorerst haben sie sich der Kampagne von Global 2000 und dem Sortenarchiv Arche Noah angeschlossen. In etlichen Restaurants werden dieser Tage Tischkärtchen aufgestellt, die auf die akute Bedrohung hin- und auf www.freievielfalt.at verweisen, wo eine digitale Unterschriftenliste aufliegt. Knapp 300.000 haben auf diese Art bereits guten Geschmack bewiesen. Und gleichzeitig der EU bedeutet, dass sie statt schamlosen Lobbyistengehorsams dringend mehr Bürgersinn und Common Sense von ihren Vertretern einfordern. (Severin Corti, DER STANDARD, 27.1.2014)