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Die berüchtigte Aufschrift über dem Eingangstor zum einstigen Stammlager. Auschwitz-Birkenau, das größte NS- Vernichtungslager, lag drei Kilometer entfernt.

Foto: Reuters/Andrews

Mit mehr als 50 Knesset-Abgeordneten, sechs Ministern der Netanjahu-Regierung, dem israelischen Oberrabbiner und weiteren 250 Personen des öffentlichen Lebens wird heute, Montag, die größte Delegation seit Gründung des Staates Israel nach Polen kommen, um der Shoa-Opfer zu gedenken. Nach der feierlichen Zeremonie in Auschwitz-Birkenau, dem ehemals größten deutschen Vernichtungslager im Zweiten Weltkrieg, wollen die Abgeordneten in Krakau mit Parlamentariern aus ganz Europa diskutieren. Das Thema: "Überlegungen zu Auschwitz. An die Vergangenheit erinnern, in die Zukunft blicken."

"Ich bin überzeugt, dass niemand diese schmerzhaft-bewegende Reise vergessen wird", sagt Knesset-Sprecher Yuli-Yoel Edelstein. Das vom Volk in Israel gewählte Parlament reise an den Ort des Massenmords, "um dem Schmerz zu erlauben, sich tief in unsere Herzen zu brennen". Die Bedeutung dieser schwierigen Reise sei kaum zu überschätzen.

Aus Sicherheitsgründen kommen die Knesset-Abgeordneten in zwei Flugzeugen nach Krakau. Im gut 60 Kilometer entfernten Oswiecim (Auschwitz) werden sie zunächst durch das Eingangstor mit der berüchtigten Inschrift "Arbeit macht frei" gehen und das Stammlager Auschwitz mit den Backsteinblocks besuchen. Während des Krieges waren hier vor allem politische Häftlinge aus dem deutsch besetzten Polen und dem übrigen Europa eingesperrt. Seit 2013 ist in Block 27 eine von der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem gestaltete Dauerausstellung zu sehen.

Die Knesset-Abgeordneten, zu denen Shoa-Überlebende, Mitglieder der jüdischen Gemeinden Polens und Politiker aus ganz Europa stoßen werden, gehen dann die drei Kilometer zum ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und nehmen an einer von der polnischen Regierung gestalteten Zeremonie teil. Am Mahnmal für die über eine Million hier ermordeten Juden werden Rabbiner die Gebete Kaddisch und El male rachamim sprechen.

Die Erwartungen der meisten Polen richten sich auf das internationale Treffen am Nachmittag in Krakau. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird sich die Versammlung gegen die immer wieder - meist nur zur geografischen Zuordnung - verwendete Fehlbezeichnung der deutschen Konzentrations- und Vernichtungslager als "polnische" Lager aussprechen. Viele Polen befürchten, dass dadurch am Ende sie und nicht das NS-Regime und dessen Helfer als Massenmörder an den Juden wahrgenommen werden könnten. Im Mai 2012 hatte selbst US-Präsident Barack Obama von "polnischen Todeslagern" gesprochen und sich nach heftiger Kritik aus Polen entschuldigt.(Gabriele Lesser aus Warschau, DER STANDARD, 27.1.2014)