Anreise: im Winter nur per Pkw bis Pfaffensattel (Parkplatz)
Route:
Pfaffensattel – Spitaler Alm – Alois-Günther-Haus (1782 m)
Abfahrt:
wie Aufstieg oder über Steinkorb und Südostflanke (Achtung: Wechten!)
Gefahren: sehr geringe Lawinengefahr
Einkehr:
Alois-Günther-Haus, im Winter offen bis 21. 4. 2014
Karte:
f & b WK 021 Fischbacher Alpen, 1:50.000

Foto: Der Standard

Eine Skitour aufs Stuhleck ist zunächst einmal höchst interessant für Alpinhistoriker: Dieser Gipfel war der erste in den Alpen, der im Winter mit Skiern bestiegen wurde. Im Februar 1892 gelangten der Hotelier Toni Schruf, der Grazer Sektfabrikant Max Kleinoscheg und der Postbeamte Walther Wenderich von Mürzzuschlag aus mit sogenannten norwegischen Skiern auf den Gipfel.

Wir folgen ihnen nach, wählen aber den kürzesten Anstieg vom Pfaffensattel aus. Es geht uns ja nicht um Leistung oder Höhenmeter – auch aus Sicherheitsgründen –, sondern um das Erlebnis einer besonderen Stimmung: Wir nutzten nur das sanfte Licht einer Vollmondnacht. Zudem haben wir hier im Vergleich zur verpisteten Nordseite unsere selige Ruhe.

Surreale Weichzeichnung

Die ersten Meter führen über eine Forststraße. Sobald wir der Sommermarkierung folgend den Wald betreten, gelangen wir bereits in den Genuss eines besonderen Schauspiels: Während auf der einen Seite hoch über dem Tal schon der Mond als große Lichtkugel leuchtet, inszeniert auf der anderen noch die Sonne ihren farbenprächtigen Abschied. Was danach bleibt, ist ein bezauberndes, fahlblaues Nachdämmern, in dem alles Harte und Kantige des Tages verschwindet und zur surrealen Weichzeichnung wird.

Ab der Spitaler Alm geht es flacher dahin. Sobald wir das baumlose Plateau betreten, bläst kalter Wind, und es streichen Schneefahnen über den Boden. Von weitem lotst uns das Alois-Günther-Haus mit seinem heimeligen Stubenlicht zu einer ausgezeichneten Kaspressknödelsuppe. Die Hütte war nicht die erste hier heroben. Nur wenige Jahre nach der skitechnischen Pioniertat wurde auf dem Stuhleck die erste Skihütte der Alpen errichtet – die heute nicht mehr existierende Nansenhütte.

Besser keine Experimente

Als wir wieder aus der Hütte treten, glitzert der Schnee wie ein Meer aus Kristallen. Unter uns das Mürztal, weiter weg Schneeberg, Rax und Schneealpe. Für die Abfahrt wählen wir den Aufstiegsweg, weil wir diesen kennen und  uns im blassen Licht auf keine Experimente einlassen wollen. Die Wedelei zwischen Bäumen wird schnell zum reinen Vergnügen.

Genau das empfanden wohl auch Schruf und Kleinoscheg, als sie vor über 200 Jahren von ihren Bretteln schwärmten: Sie ermöglichen, "dass der sonst unbezwingliche Schnee unter diesen Hölzern sich zur Fahrbahn umwandle und dem Wanderer Brücken über Bäche, Gräben und Schlünde baue." Ihre Begeisterung war mitverantwortlich, dass der alpine Skilauf von Mürzzuschlag den Siegeszug durch Mitteleuropa antrat.

Erst als wir am Pfaffensattel ankommen, schiebt sich eine Wolke vor den Mond, und unsere Schatten verschwinden. Keine Vollmondnacht gleicht der anderen und bietet so viel Licht wie diese. (Thomas Rambauske, Album, DER STANDARD, 25.1.2014)