Carolin Genreith fängt in ihrem Doku-Film nicht die eigene Generation, sondern jene der Mutter ein.

Foto: polyfilm

Wien - Durch die gepflegten Gässchen einer kleinen Siedlung in der Eifel dringt arabischer Gesang: Auf der Terrasse hinter einem Einfamilienhaus stehen zwei lachende Frauen und sind etwas aus der Puste. Eben noch haben sie zur Musik aus dem tragbaren CD-Player eine Bewegungsfolge eingeübt - mit nackten Bäuchen und zart klimpernden Goldgürteln um die Hüften. Jetzt wird erst einmal ein Glas Sekt getrunken.

Die mit dem Bauch tanzen heißt Carolin Genreiths Dokumentarfilmdebüt. Es reiht sich ein in filmische Selbstbetrachtungen, wie sie in den letzten Jahren etwa Marco Doringer (Mein halbes Leben; Nägel mit Köpfen) angestellt hat. Allerdings wählt Genreith, während des Drehs 28 Jahre alt und bereits den 30. Geburtstag im Blick, einen indirekten Weg, um Unentschlossenheit und Selbstzweifel ihrer Generation zu porträtieren: Sie bleibt hinter der Kamera und setzt sich mit der Generation ihrer Mutter auseinander.

Auf diese Weise kommen fröhliche Frauen aus der Eifel zu Screentime, die sich seit rund einem Vierteljahrhundert einmal die Woche zum Bauchtanz treffen. Genreiths Mama ist noch nicht so lange dabei. Ihr Einstieg ging mit anderen grundlegenden Veränderungen einher - unter anderem beendete sie ihre Ehe. Ihre Mutter, so stellt die Regisseurin im Off-Kommentar fest, sehe seither glücklicher aus - und jünger, obwohl sie die Wechseljahre erreicht hat, ihren "persönlichen Sommer", wie eine ihrer gleichaltrigen Freundinnen das lieber nennt.

Genreith sieht und hört sich also ein wenig um bei den älteren Geschlechtsgenossinnen. Was diese verbindet, ist ihr Humor und eine gewisse Ausgeglichenheit, eine entspannte Körperlichkeit, die sie auch dem regelmäßigen Bauchtanz zuschreiben: "Beim Tanzen ist man im Körper zu Hause." Am Ende sieht man, in einem vermeintlich unbeobachteten Moment, dass auch die Filmemacherin am Bauchtanz gefallen gefunden hat. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 25./26.1.2014)