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Exgeheimdienstler Josip Perkovic bei seiner vorübergehenden Haftentlassung Anfang Jänner.
Foto: REUTERS/Antonio Bronic

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Am Freitag wurde er nach Deutschland ausgeliefert.

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Es schneite, als die Polizei den ehemals mächtigen Mann in seinem Haus in Zagreb am Freitagvormittag abholte. Am Flughafen wurde er den deutschen Behörden übergeben. Josip Perkovic hat bis zuletzt alles versucht, um nicht nach München vor Gericht zu müssen. Nachdem diese Woche das kroatische Höchstgericht entschieden hatte, dass der ehemalige jugoslawische Geheimdienstboss bis zum 27. Jänner ausgeliefert werden muss, legte dieser nochmals Berufung ein. Perkovic, der in Deutschland wegen des Mordes an dem Exil-Kroaten Stjepan Djurekovic im Jahr 1983 gesucht wird, galt tatsächlich lange als unantastbar. Sogar die Regierung hatte versucht, vor dem EU-Beitritt den EU-Haftbefehl zu unterlaufen, um Perkovic zu schützen.

Der Mann, der von 1979 bis 1986 in Kroatien jene Abteilung II leitete, die für die "feindliche Emigration" zuständig war und der unter Franjo Tudjman in den 1990ern noch einmal steile Karriere machte, machte sich über die deutsche Justiz lustig. Anlässlich eines Verfahrens 2008 in Deutschland sagte er zu einem Zeugen, dass er durch seine Verbindungen den Versuch der Deutschen, im Rechtshilfeweg an Erkenntnisse zu gelangen, stoppen würde.

Als er damals vom Gericht in München geladen wurde, schickte er ein Telegramm, dass er krank sei. Als sich dieses erkundigte, wann mit einer Gesundung zu rechnen sei, antwortete Perkovics Anwalt zunächst wochenlang gar nicht. Auch das Rechtshilfeersuchen des Senats um richterliche Vernehmung des Zeugen in Zagreb selbst wurde einfach nicht beantwortet. Mehrmals fragte die Deutsche Botschaft in Zagreb nach und betonte die Dringlichkeit der Sache. Doch die kroatischen Behörden reagierten auf Rechtshilfeersuchen seitens der deutschen Justiz überhaupt nicht.

Dichtes Netz an Spitzeln

Mit der Auslieferung von Perkovic muss sich das neue EU-Land wieder einmal seiner Vergangenheit stellen. Die Morde des jugoslawischen Geheimdiensts Udba gehören zu einem der dunkelsten Kapitel Jugoslawiens. Denn sie stellen das Narrativ vom relativ offenen Staat infrage, der als weniger repressiv galt als andere Staaten in Osteuropa. Tatsächlich gab es in Jugoslawien aber ein enges und dichtes Netz der Udba, in dem zehntausende Staatsbürger mitarbeiteten. Die Udba arbeitete mit Drohungen und Erpressungen.

Laut dem slowenischen Forscher Roman Leljak war jeder 15. Bürger Jugoslawiens im Dienste der Udba, in Slowenien waren dies 54.000 Personen, in Kroatien 75.000. Die Udba hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Organisationen jugoslawischer Bürger im Ausland zu infiltrieren. Insbesondere die nationalistisch gesinnte kroatische Diaspora, die zum Teil aus Ustascha-Kreisen hervorging, wurde zum Ziel. Zwischen 1970 und 1989 sollen allein in Deutschland 22 Kroaten von der Udba ermordet worden sein. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 25.1.2014)