Eine der gamsigsten Sendungen im Fernsehen ist und bleibt doch das Dschungelcamp. Erstens transportiert das Dschungelcamp die erhebende Botschaft, dass man mit ein wenig menschlichem Ingenium alles überleben kann: Kakerlaken, Mehlwürmer und Schlammlöcher, ja sogar das deutsche Privatfernsehen.

Zweitens ist das Dschungelcamp-Rezept einfach, aber gut: Unsympathische Personen müssen ungustiöse Speisen und Getränke zu sich nehmen, und eine Schar sadistischer Sudelköche und mieser Mundschenke sorgt stets zuverlässig dafür, dass die Speisen zum Speiben, die Getränke zum Grausen und die Schadenfreude der Zuschauer groß ist.

Mal tischt die Küche Anusringe vom Schwein auf, dann wieder kredenzt man jenes schon legendär gewordene Stamperl Hirschsperma, das sich Larissa, unsere nationale Abgesandte im Camp, diese Woche hinter ihre Klagenfurter Binde gießen musste. So weit, so ungut, aber auch so rätselhaft.

So rätselhaft deswegen, weil völlig unklar geblieben ist, woher denn die RTL-Requisiteure ihr Hirschsperma eigentlich beziehen. Hirschsperma führt schließlich weder der Greißler ums Eck, noch kann man es sich schnell im nächsten Supermarkt zwischen Red Bull und stillem Vöslauer hervorholen. Ich nehme an, dass man selbst im Meinl am Graben vergeblich nach diesem speziellen Trunk Ausschau halten würde. Das alles legt den Schluss nahe, dass der zuständige RTL-Mundschenk sein Hirschwasser in freier Wildbahn gezapft haben muss.

Wie aber tut man das, ohne den Hirsch brutal mit einem Taser niederzustrecken oder unsanft am Geweih zu fixieren? Denn der Hirsch ist ja flink, der Hirsch ist scheu, und wenn man ihm ans Gemächt greifen möchte, dann hirscht er auf der Stelle davon. Kurzum, der Hirsch ist keineswegs ein Tier, dem man ohne weiteres ein Stamperl abbranlieren könnte.

So gesehen wäre es eine Bringschuld der Dschungelcamp-Macher, alle tierschützerischen Bedenken möglichst schnell zu zerstreuen und uns Zuschauer davon zu überzeugen, dass RTL seine Hirsche artgerecht masturbiert und biologisch-dynamisch entsaftet. Das nächste Mal einfach ein entsprechendes Zertifikat einblenden, liebe RTL-Verantwortliche, und ich sehe mir Ihre wunderbare Sendung noch viel lieber an. (Christoph Winder, Album, 25./26.1.2014)