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Yahoo-Chefin Marissa Mayer war eine der wenigen Frauen beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

Foto: APA/EPA L. Gilleron

Der "Davos Man“ war heuer präsenter als im Vorjahr. So nannte der amerikanische Politikwissenschafter Samuel Huntington den typischen Teilnehmer beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos: männlich, mit gutem Anzug gekleidet und stets das Handy am Ohr. Diese Beschreibung des Autors des Bestsellers Der Kampf der Kulturen ist zwar schon einige Jahre alt, stimmt aber noch immer, wenn man im Davoser Kongresszentrum den Blick über die Zuhörerreihen und Podien streifen lässt. Der Anteil der Frauen bei dieser Veranstaltung mit rund 2500 Teilnehmern aus 68 Ländern ist mit 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr sogar noch zurückgegangen. Damals lag der Wert mit 17 Prozent etwas höher.

Zwar haben die Organisatoren vor zwei Jahren eine Frauenquote eingeführt mit dem Ziel, die weibliche Präsenz bei dem Treffen zu erhöhen. Die Vorgabe an die hundert wichtigsten Partner der Veranstaltung: In einer Delegation von fünf Personen muss mindestens eine Frau sein. Einige Unternehmen reisen deshalb jetzt mit Delegationen an, die eben nur aus vier Mitgliedern bestehen.

Ausnahmen und Umgehungen

Die Regelung ist ohnehin löchrig wie ein Schweizer Käse, weil es viele Ausnahmen gibt: Unternehmen, die nicht zu den Top 100 gehören, sind von der Quote ausgenommen, aber auch Nichtregierungsorganisationen, Medienunternehmen und Universitäten. Die Veranstalter bemühen sich zwar, auch Frauen und geschlechtsspezifische Themen zu berücksichtigen. So waren Yahoo-Chefin Marissa Mayer und die Präsidentin der Rockefeller-Stiftung, Judith Rodin, Co-Vorsitzende des diesjährigen Forums: zwei von sieben.

Angela Merkel reiste wegen ihres Sturzes heuer nicht nach Davos, dafür waren Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff, Südkoreas Staatschefin Park Geun-hye und Liberias Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf präsent. Genderspezifische Themen sprachen in Davos auch die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, und die Facebook-Vorsitzende Sheryl Sandberg an. Im großen Saal gab es heuer jedoch keine Debatte über Frauenthemen wie noch vor zwei Jahren. Die wenigen Diskussionen dazu fanden wieder in kleineren Räumen statt.

In der großen Kongresshalle widmete Japans Ministerpräsident Shinzo Abe in seiner Visionsrede über Japan den Frauen einige Sätze: "Japan muss der Platz werden, wo Frauen strahlen“, sagte er und machte eine konkrete Ankündigung: 30 Prozent der Führungspositionen in Japan sollen bis 2020 von Frauen besetzt sein. Er will demnächst dazu einen Gesetzesvorschlag machen. Auch Australiens Ministerpräsident Tony Abbott erwähnte Frauen - dass die Kinderbetreuung verbessert werden müsse, um mehr Beteiligung am Arbeitsprozess zu ermöglichen.

Ein Spiegel der Welt draußen

Das 44. Treffen der Wirtschafts- und Politelite in Davos spiegelt damit wieder, was auch in der Welt draußen die Realität ist: dass wenige Frauen in Führungspositionen zu finden sind. Nur fünf Prozent der "Fortune 500"-Unternehmen, also die weltweit größten, werden von Chefinnen gelenkt. In absoluten Zahlen: 23. Im Aufsichtsrat sitzen immerhin doppelt so viele Frauen wie in den Management-Topetagen.

Auch im politischen Bereich sieht es nicht viel besser aus: 17 Prozent der Ministerposten sind laut einem "Guardian"-Bericht mit Frauen besetzt, elf Prozent der Staats- und Regierungschefs sind weiblich. Im Medienbereich liegt der Anteil bei zehn, bei NGOs bei zwölf Prozent.

Auch wenn sie in Davos nur 15 Prozent stellten, so waren Frauen laut einer KPMG-Untersuchung doch für 23 Prozent der Twittermeldungen verantwortlich. Über Twitter wurde unter #davoswomen und #womensphere eine Kampagne gestartet mit der Forderung: Mehr Frauen nach Davos! (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD 25./26.1.2014)