London - In Großbritannien rückt mit einer neuen Zinsstrategie der Zentralbank eine geldpolitische Straffung näher. Notenbankchef Mark Carney kassierte am Donnerstagabend in einem BBC-Interview die bisherige Koppelung der Leitzinsen an die Arbeitslosenquote. Die Bank of England (BoE) wolle sich nicht länger "zu stark auf einen Indikator konzentrieren", betonte der Kanadier auf dem Chefsessel der BoE. Er reagierte damit auf die überraschend schnelle Erholung am Jobmarkt, mit der die Prognose der Notenbank über den Haufen geworfen wird.

Carney will nun im Februar einen neuen Zinsausblick - im Fachjargon "Forward Guidance" genannt - vorlegen. Experten erwarten, dass die Notenbank die Zinszügel früher als erwartet straffen dürfte: "Wir rechnen am Jahresende damit und nicht erst Anfang 2015", sagte UniCredit-Ökonom Daniel Vernazza.

Damit wäre die BoE voraussichtlich die erste der großen Notenbanken, die Zentralbankgeld verteuert. Der Leitzins liegt derzeit auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent. In der Euro-Zone denkt die EZB bereits laut über eine weitere Lockerung des bereits ultra-niedrigen Schlüsselzinses nach. In den USA rechnen die Märkte erst für das Frühjahr 2015 mit einer Zinserhöhung.

Die BoE hatte im August mit ihrer "Forward Guidance" eine geldpolitische Straffung für den Fall in Aussicht gestellt, dass die Arbeitslosenquote die Marke von 7,0 Prozent erreicht. Mit den jüngsten Jobdaten ist dieses Ziel mit 7,1 Prozent in greifbare Nähe gerückt. Carney betonte aber, eine Zinserhöhung stehe nicht unmittelbar bevor. Auch sei nicht unbedingt davon auszugehen, dass die BoE die Schwelle bei der Arbeitslosenquote im Zinsausblick einfach senken werde. Die Notenbank-Mitglieder müssten ihre "Forward Guidance" überarbeiten. Dabei würden viele Faktoren berücksichtigt: "Es geht um die Gesamtlage am Arbeitsmarkt und um den gesamten Auslastungsgrad der Firmen." (Reuters, 24.1.2014)