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Bei Lepra sterben die Nerven ab, es kommt zu einer Verdickung des Bluts und infolgedessen zu Entzündungen im ganzen Körper. Weil die Erkrankten keine Schmerzen spüren und die Krankheit oft unbehandelt lassen, sterben in vielen Fällen ganze Körperteile und Organe ab. 

Foto: EPA/Jaipal Singh

Indien mag eine aufstrebende Wirtschaftsmacht sein, aber jedes Jahr erkranken in dem südasiatischen Land 130.000 Menschen an Lepra - das ist mehr als die Hälfte der Neuerkrankungen weltweit. Noch immer haftet der Krankheit im Land ein riesiges Stigma an. "Wenn ich Leuten erzähle, dass ich in einer Lepra-Kolonie arbeite, sagen alle: Was!?! Das ist ein Schock für sie", sagt die Lehrerin Teresa Prashanti anlässlich des bevorstehenden Welt-Lepra-Tags am 26. Jänner.

Wieder mehr Neuerkrankungen

Furcht und Vorurteile sind so verbreitet, dass die meisten Inder, die von Lepra betroffen sind, in einer der Schätzungen zufolge 1.000 Kolonien wohnen müssen. "Früher gingen die meisten von ihnen auf den Straßen betteln", erzählt Henry Samuel, Programmdirektor im "Dorf der Hoffnung" am Ostrand von Delhi. Die Hope Foundation half den Bewohnern dort mit Näh- und Computerkursen oder gab ihnen Mikrokredite, damit sie sich Rikschas und kleine Geschäfte kaufen konnten. Nun können die meisten der rund 1.000 Familien in der Kolonie für sich selbst sorgen.

Lange Zeit ging die Zahl der Neuerkrankungen zurück, seit vor mehr als 30 Jahren eine Behandlungsmethode gefunden wurde, so Burkard Kömm, Geschäftsführer der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW). Doch dann habe man sich darauf ausgeruht - und nun verzeichnete die Weltgesundheitsorganisation erstmals wieder steigende Zahlen. "So recht weiß keiner, was man denn jetzt machen soll", sagt Kömm.

Übertragungsweg unklar

Eigentlich müsse nun viel Geld in die Hand genommen werden, um weiter zu forschen. "Wir wissen vieles bei der Lepra noch nicht. Wir wissen nach 2.000 Jahren noch nicht, wie sie genau übertragen wird", sagt Kömm. Vermutet wird eine Tröpfcheninfektion. Ein Grund für den Forschungsstillstand sei, dass Lepra in den Industrieländern kein Problem mehr ist - und damit fehle der rentable Markt für die Arzneimittelhersteller.

Indien sei aus mehreren Gründen besonders von Lepra betroffen, sagt K. S. Baghotia, Lepra-Beauftragter von Delhi. "Die Beziehungen innerhalb der Familien sind sehr stark. Wenn einer es hat, bekommen es die anderen auch." Außerdem könnten sich Hunderte Millionen Menschen in Indien nicht ausreichend ernähren. Damit sei ihr Immunsystem geschwächt und sie könnten sich leichter infizieren. Trotzdem sei Lepra heutzutage keineswegs eine schlimme Diagnose, meint Baghotia. Denn ein Lepra-Patient habe keine Schmerzen, es jucke ihn nicht, die Krankheit sei leicht erkennbar und vollständig heilbar, außerdem sei die Behandlung kostenlos.

Zerstörte Nervenbahnen

Lepra wird schon in der Bibel beschrieben. Im Alten Testament kommt ein "Aussätziger" vor, der abgesondert wohnen soll. In Europa wütete die Krankheit vor allem im Mittelalter, als die Menschen in immer größeren Siedlungen zusammenwohnten. In der Neuzeit wurde sie - wahrscheinlich durch bessere Hygiene - allmählich eingedämmt.

Seit 30 Jahren ist Lepra vollständig heilbar. Doch sind oftmals die Nervenbahnen zerstört, wodurch Verletzungen nicht bemerkt werden und sich dann chronisch entzünden. Als Folge treten die typischen Behinderungen an Händen und Füßen auf - weltweit leben vier Millionen Menschen mit solchen Behinderungen.

Etwa 90 Prozent der Weltbevölkerung sind genetisch immun gegen Lepra.  Nach wie vor stark verbreitet ist die Lepra, bei der es sich um eine Infektionskrankheit handelt, neben Indien auch in Brasilien, Indonesien, Tansania, Madagaskar, dem Kongo und Pakistan. (APA, 24.1.2014)