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Die Anschläge treffen auch die Restaurants bis ins Mark.

Foto: Reuters/Mohammad Ismail

Kabul - Mohammed Ikbal Asis führt seit acht Jahren das "Le Bistro" nahe des afghanischen Innenministeriums in Kabul. Doch so schlecht wie dieser Tage lief das Geschäft schon lange nicht mehr. Die beiden Männer, die es sich an einem Ofen in der Mitte des Restaurants gemütlich gemacht haben, seien seine bisher einzigen Gäste seit vergangenem Freitag, klagt der heute 64-jährige Gastwirt.

Vor knapp einer Woche griffen Terroristen ein libanesisches Restaurant in der afghanischen Hauptstadt an. Zunächst sprengte sich ein Selbstmordattentäter an der Sicherheitsschleuse am Eingang der "Taverna du Liban" in die Luft, zwei Mitkämpfer stürmten daraufhin das Restaurant und eröffneten das Feuer. Am Ende waren 24 Menschen tot, darunter 13 Ausländer.

Die Ausländer sind auch für Asis besonders wichtig, stellen sie doch die größte Zahl unter seinen Gästen dar. Das "Le Bistro" ist eines von rund 300 Restaurants in Kabul. Nicht wenige davon haben aufgrund ihres Angebots eine regelmäßige Kundschaft unter den in der Stadt arbeitenden Ausländern.

Auch seine Gäste seien zumeist Ausländer, sagt Asis. "Wir servieren vor allem ausländisches Essen, insbesondere französisches." Doch seit dem jüngsten Anschlag, zu dem sich die Taliban bekannten, hat sich die Stimmung merklich verändert.

Furcht vor Terror, Furcht vor Bankrott

Bei dem Angriff auf die "Taverna du Liban" kam auch deren Besitzer ums Leben, der Libanese Kamel Hamade. Er hatte noch versucht, seine Gäste zu verteidigen. Ein Polizist sagte später, Hamade sei in sein Büro gerannt, um seine Waffe zu holen. Als seine Mitarbeiter ihn zur Flucht drängten, habe Hamade gesagt, er gehe erst, wenn seine Gäste sicher seien.

"Wenn die Situation so bleibt, stehen wir vor dem Bankrott", sagt Asis und rechnet vor, dass sein Restaurant in den Tagen seit dem Angriff auf die "Taverna" umgerechnet knapp 1500 Euro Verlust gemacht hat. "Wir haben 25 Angestellte, die ihre Familien allein von ihrem Gehalt hier über Wasser halten. Aber wenn wir keine Gäste haben, werden sie ihre Arbeitsplätze verlieren." Um sein Restaurant sicherer zu machen, wünscht sich der 64-Jährige daher bessere Sicherheitsvorkehrungen von der Regierung.

Leere Stühle und Tische

"Wir kommen ins "Le Bistro", weil es hier leckeres Essen und einen guten Kaffee gibt", sagt der Afghane Ahmad. Er lebt in Europa und arbeitet derzeit für eine Nichtregierungsorganisation in Kabul. "Noch vor zehn Tagen konnte man hier kaum einen Platz finden, so gut war das Restaurant besucht", sagt er und lässt dabei seinen Blick über die leeren Stühle und Tische schweifen. Und sein Freund Ramin Shahryar, der ebenfalls in Europa lebt, ergänzt mit traurigem Blick: "Jetzt hat man so viel Auswahl wie man will."

Mit Wehmut schaut auch der Besitzer des "Sufi", Mohammed Aism Popal, zurück. "Es lief sehr gut in der Vergangenheit, aber nach dem Angriff vom Freitag haben wir mehr als 90 Prozent Einbußen." Normalerweise habe er im Durchschnitt zwischen 30 und 40 Gäste täglich in seinem Restaurant bewirtet, darunter auch viele Ausländer, berichtet Popal.

Derweil versuchen sich die afghanischen Sicherheitsbehörden in Schadensbegrenzung. Insbesondere Ausländer bräuchten sich keine Sorgen machen, verkündete jüngst der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Sedik Sedikki. "Wir versichern unseren ausländischen Freunden, solche feigen, terroristischen Anschläge zu verhindern."

Da die Terroristen mittlerweile so geschwächt seien, scheuten sie die Konfrontation mit den afghanischen Sicherheitskräften, sagte Sedikki der dpa. Also wichen sie bei ihren Anschlagsplänen auf öffentliche Plätze und Zivilisten aus. Allerdings würden sie sich wohl auch hierbei sehr schnell auf erhöhte Sicherheitsmaßnahmen einstellen, ergänzte der Sprecher. (dpa/Hafiz Ahmadi, 24.1.2014)