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Das Polizeihauptquartier nach dem Anschlag in Kairo.

Foto: EPA/KHALED ELFIQI

Die Bewohner im Zentrum der ägyptischen Hauptstadt wurden am Freitagmorgen um 6.30 Uhr von einer gewaltigen Explosion aufgeschreckt, die im Umkreis von mehreren Kilometern zu hören war. Im Bab al-Khalk war vor der Sicherheitsdirektion eine Autobombe ferngezündet worden. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums kamen dabei mindestens vier Menschen ums Leben, 76 wurden verletzt.

Das staatliche Fernsehen meldete, nach der Explosion habe es eine Schießerei gegeben. Durch die Wucht der Druckwelle ist nicht nur das Polizeigebäude, sondern auch das kürzlich mit großem Aufwand renovierte Islamische Museum auf der anderen Straßenseite schwer beschädigt worden. Dessen Kunstschätze mussten in Sicherheit gebracht werden.

Die Ägypter würden sich von dieser Art Terror nicht einschüchtern lassen, erklärte Innenminister Mohammed Ibrahim, als er sich vor Ort ein Bild machte.

Unmittelbar nach dem Anschlag, der für Kairo eine neue Dimension der Gewalt darstellt, übernahm Ansar Beit al-Maqdis, eine von Al-Kaida inspirierte Gruppe, die Verantwortung und bezeichnete ihn als Vergeltung für die blutige Räumung der Protestcamps der Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Morsi im vergangenen August. Diese Gruppe hatte in den vergangenen Monaten vor allem auf dem Sinai bereits mehrere Attentate gegen Einrichtungen von Polizei und Militär verübt und stand auch hinter einem missglückten Mordanschlag auf Innenminister Ibrahim im September.

Weitere Explosionen

Schaulustige am Ort des Anschlags machten die Muslimbrüder verantwortlich. Diese hatten stets jede Beteiligung an diesen gewaltsamen Aktionen bestritten und diese scharf verurteilt.

Eine Person wurde durch einen Sprengsatz getötet, der gegen ein Polizeifahrzeug im Stadtteil Dokki geschleudert worden war, bei einer Explosion vor einem Kino gab es am Nachmittag mindestens einen Toten. Keine Verletzungen hat eine vierte Explosion in der Pyramiden-Straße verursacht.

Die offensichtlich koordinierten Anschläge ereigneten sich am Vortag des Jubiläums des Revolutionsbeginns vom 25. Jänner 2011. Medien und Innenministerium hatten im Vorfeld vor Gewalt gewarnt und 260.000 Polizisten und zehntausende Soldaten aufgeboten, um die erwarteten Feiern und Demonstrationen zu schützen. Für den heutigen Samstag hat die Regierung die Bürger aufgerufen, mit ihrer Teilnahme an Revolutionsfeiern ihre Solidarität mit dem Regime kundzutun. Besonders jene, die Armeechef Abdel Fattah al-Sisi als künftiges Staatsoberhaupt sehen wollen, werden ihre Unterstützung zeigen.

Die Muslimbrüder haben zu Demonstrationen während der 18 Tage bis zum Jahrestag des Sturzes von Expräsident Hosni Mubarak aufgerufen.

Revolutionskräfte der ersten Stunde waren dagegen eher ratlos, wie sie den Tag begehen wollten. Sie sind nicht für die Rückkehr der Armee auf die Straße gegangen. Von der Euphorie des Jänner 2011 ist in diesen Tagen nichts mehr zu spüren. Jetzt wird die Atmosphäre geprägt von Enttäuschung und dem Ruf nach einer starken Hand. (Astrid Frefel aus Kairo, DER STANDARD, 25.1.2014)